Die Grundwasserentwicklung im Großraum der Seddiner Seen

Für vorwiegend grundwassergespeiste Seen ist die Grundwasserbereitstellung aus dem „zuständigen Grundwasserleiter“ der wichtigste Faktor über die Lebens- und Überlebensfähigkeit eines Sees. Für wissenschaftliche Analysen ist dabei die Auswertung von Datenbanken zur Grundwasserentwicklung, die über lange Zeiträume geführt werden, eine wichtige objektive Quelle. Die gewonnenen Erkenntnisse sind im Abgleich mit anderen Einflussfaktoren eine gute Basis für Prognosen zur Lebens- und Überlebensfähigkeit eines Sees.

Somit war die spannende Frage für mich, ob es solche Datenbanken für die Seddiner Seen gibt. Mit einer entsprechenden Anfrage wandte ich mich an das Landesamt für Umwelt (LfU). Nach vier Wochen erhielt ich entsprechende Unterlagen. Zum Umgang mit diesem Datenmaterial wird vom LfU als Allgemeine Information1 unter anderemmitgeteilt:

„Standortspezifische Bemessungsgrundwasserstände werden von Sachverständigen, z.B. Baugrundingenieuren, unter Zuhilfenahme von Erhebungen am Standort (Bohrungen, ggf. auch älteren Datums und langjährigen hydrologischen Beobachtungen ermittelt. Darüber hinaus sind örtliche Besonderheiten, wie beispielsweise die Nähe zu einem Oberflächengewässer oder die Lage in einem durch Wasserentnahmen beeinflussten Gebiet, zu beachten. Das Landesamt für Umwelt (LfU) stellt lediglich die langjährigen Vergleichswerte der Landesmessnetze zur Verfügung.1

Des Weiteren liegen Informationen zu Bohrungen beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) vor“.1

Die zur Verfügung gestellten Daten der Grundwassermessstellen werden nachfolgend analysiert. Die Dokumente des Landesamtes enthielten auch eine Karte über Linien gleicher Grundwasserstände und zum Grundwasserflurabstand im Großraum der Seddiner Seen. Diese Karten werden zunächst vorgestellt und besprochen.

Linien gleicher Grundwasserstände in NHN: Stand Frühjahr 20151

Diese Karte ist nicht allgemeingültig. Sie dokumentiert einen Istzustand zu einem bestimmten Zeitpunkt und wurde anlässlich und innerhalb eines bestimmten Projektes erstellt. Hier Frühjahr 2015. Es wäre interessant zu sehen, wie solch eine Karte heute aussehen würde. Es wäre noch interessanter, wenn es über einen längeren Zeitraum solche Übersichten geben würde, um die Entwicklungen und Veränderungen der Linien gleicher Grundwasserstände analysieren zu können. Leider gibt es sie offenbar nicht. Interessant ist, wie sich eine Linie gleichen Grundwasserstandes um den Großen Seddiner See schlängelt.

Eine weitere Karte zeigt den Grundwasserflurabstand aus dem April des Jahres 2011 im Großraum der Seddiner Seen.

Grundwasserflurabstand in m unter Gelände: Aprill 20111
Die Farben markieren die Grundwasserflurabstände1

Unter Grundwasserflurabstand wird die Differenz zwischen Geländehöhe und der Grundwasserhöhe des oberen zusammenhängenden Grundwasserleiters verstanden. Wie schon ausgeführt werden vorwiegend grundwassergespeiste Seen vom oberen GWL gespeist. Auch diese Karte stellt eine Momentaufnahme dar und ist nicht beliebig übertragbar. Auf dieser Karte wird der Fresdorfer See noch gespeist vom ersten Grundwasserleiter. Der Grundwasserleiter liegt nur gering unter der Geländehöhe im Bereich des Sees. Gut zu sehen die Bereiche, die geogeschichtlich einmal Moorgebiete waren. Im April 2011 lag in diesen Gebieten der Flurabstand nur zwischen 1 und 2 m. Leider gibt es solcherart Datenmaterial offenbar ebenfalls nicht über längere Zeiträume.

Bleiben die Grundwassermessstellen des Landesamtes für Umwelt, die auf den beiden Karten eingezeichnet sind. Jede Messstelle trägt eine 8stellige Zahlenfolge. Die Landesmessstelle 37441880 und Ersatzmessstelle 37441880_1 ist dabei besonders interessant. Zum einen ist es die Messstelle mit dem längsten Messdatenzeitraum. Nämlich von 1955 bis 2021! Zum anderen der Ort der Messstelle. Die Messstelle liegt im Dorf Wildenbruch. Im Gliederungspunkt „Die Dörfer und die Seen“ habe ich begründet warum das Dorf Wildenbruch nicht direkt bis zum Großen Seddiner See reicht. Die Grundwassermessstelle ist wertvoll, weil von den Grundwasserhöhen dieser Messtelle die Grundwasserentwicklung im Bereich der Seddiner Seen untersucht werden kann einschließlich der Feuchtwiesen und des Wildenbrucher und Seddiner Fenns. Diese Messstelle dient auch offensichtlich dem Landesamt für Umwelt als Referenz gegenüber den anderen Messstellen wie das gelieferte Datenmaterial ausweist.

DIE LANDESMESSSTELLE 37441880 UND 37441880_1 IM DORF WILDENBRUCH  

Grundsatzdaten entsprechend Landesamt für Umwelt

Die Geländeoberkante der Messstelle liegt 41,0 über NHN 2. Die Sohle reicht bis auf 26,5 m über NHN. Ein geologisches Schichtenverzeichnis gibt es nicht. Die Ersatzmessstelle liegt in einem Bereich eines weitgehend bedeckten Grundwasserleiters. Der Grundwasserstand wird in cm unter der Geländeoberkante und in m über NHN angegeben. Der höchste Wert wurde am 15.4.1970 mit 112 cm unter der Geländeoberkannte gemessen. Dies entspricht 39,88 m über NHN. Der niedrigste Wert mit 366 cm unter der Geländeoberkante am 15.9.2020. Dies entspricht 37,34 m über NHN. Die Differenz beträgt 254 cm, anders ausgedrückt 2,54 m! Dies stimmt mit meinen an verschiedenen Stellen dieser Homepage vertretenen Thesen überein. Bevor die Daten mir übergeben wurden wurde noch einmal der Grundwasserstand am 22.3.2021 ermittelt. Er lag bei 337 cm unter der Geländeoberkante. Zwischen dem 15.9.2020 und dem 22.3.2021 hat sich der Grundwasserstand um 29 cm erhöht. Eine Erhöhung über den Herbst und die Wintermonate ist jahreszeitliche Normalität für die Seddiner Seen. Sind die Sommer sehr niederschlagsarm, sinkt der Grundwasserstand wieder. Die anderen Grundsatzdaten zu den weiteren untersuchten Ganglinien werden für den Interessenten in einer PDF-Datei kompakt veröffentlicht.

Gesamtübersicht der Grundwasserentwicklung an der Landesmessstelle Dorf Wildenbruch von 1955 bis 2021.

In dieser Gesamtübersicht sind die 66 Jahre von links nach rechts dargestellt. Jedes Quadrat steht für ein Kalenderjahr. Links von unten nach oben die NHN-Höhen beginnend bei 37,0 NHN bis 40,5 NHN. Gut zu sehen, dass von links nach rechts eine fallende Tendenz in der Grafik zu konstatieren ist. Im Mittelteil dieser Grafik haben wir es mit periodisch ähnlichen Konstellationen zu tun. Im linken und rechten Teil dieser Grafik mit jeweils anderen Konstellationen. In der nächsten Grafik sind diese Auffälligkeiten besonders gekennzeichnet. 

Es lassen sich vier Zeitperioden unterscheiden mit einem ähnlichen Ganglinienverlauf innerhalb dieser Perioden: 1955 bis 1970, 1970 bis 2011, 2011 bis 2013, ab 2013 bis heute.

Das Jahr 1992 wurde von mir mit aufgenommen, weil ich in diesem Jahr das erste Mal einen trockengefallenen Schilfbereich zwischen dem Hohen Eck und der Kähnsdorfer Badestelle mit ungläubiger Miene gesehen habe. Die Ganglinie an der Grundwassermessstelle Dorf Wildenbruch weist zum Zeitpunkt eines erstmals trockengefallenden Schilfbereichs am Großen Seddiner See einen Wasserstand von etwa 38,3 NHN aus.

Die Zeitperiode 1955 bis 1970

Der höchste Grundwasserpegelwert liegt bei 39,8 NHN. Der niedrigste bei 38,8 NHN. Der Durchschnitt des Ganglinienverlaufs liegt somit bei 39,4 NHN. Diesist aber nur ein mathematischer Mittelwert. Der maximale Amplitudenausschlag beträgt 1 m im Zeitraum 1955 bis 1970. Mit Vorsicht wird die These aufgestellt, dass diese Schwankungsbreite auch für vor 1955 gilt. Der Grundwasserstand war insgesamt nicht fallend.

Die Zeitperiode 1970 bis 2011

Dieser Zeitraum ergibt sich zwingend aus dem Ganglinienverlauf. Der höchste Grundwasserwert liegt bei 39,8 NHN im Jahr 1970. Der niedrigste bei 37,9 NHN im Jahr 2007. Der Ganglinienverlauf hat eine fallende Grundtendenz, gekennzeichnet in der Grafik mit einer Geraden innerhalb der Ganglinienverlaufs. Zwischen den Extremen des Amplitudenausschlags liegen fast 2 m.  Die fallende Grundtendenz des Ganglinienverlaufs bedeutet, dass ab 1970 der Grundwasserstand zu sinken beginnt.

Der für diesen Zeitraum schwankende Ganglinienverlauf lässt sich in wiederkehrende Periodika einteilen: 1970 – 1975, 1975 – 79/80, 1980 – 88/89, 1989 – 95/96, 1996 – 2003, 2003 – 2009, 2009 – im Jahr 2011 erfolgt eine Unterbrechung der Periodika.

Die Zeitperiode 2011 bis 2013/14

Diese Zeitperiode ist gekennzeichnet durch einen ausgeglichenen Naturwasserhaushalt. Die jährlichen Regenmengen erreichen die hydrologisch ermittelten langjährrigen Durchschnittswerte. Das Grundwasser steigt in diesem Zeitraum bis auf 39,2 NHN als Höchstwert. Der mathematische Durchschnittswert liegt bei etwa 38,7 NHN und bleibt damit deutlich unter dem mathematischen Durchschnittswert von 1955 bis 1970.

Die Zeitperiode 2014 bis 2021

Ab dem Jahr 2013 fällt der Grundwasserpegel wieder. Der Ganglinienverlauf hat nicht nur eine fallende Tendenz wie in den Jahren 1970 bis 2011, sondern es ist eine deutliche sich beschleunigende Grundwasserabsenkung des 1. GWL feststellbar. Der durchschnittliche Ganglinienverlauf wurde wieder mit einer Geraden gekennzeichnet. Im Jahr 2018 ist eine Grundwassererhöhung an der Messstelle im Dorf Wildenbruch auf etwa 38,6 NHN gemessen worden, obwohl das Jahr 2018 das erste Jahr von drei aufeinanderfolgenden sehr trockenen und übers Jahr gesehenen niederschlagsarmen Jahren war. Die Absenkung des Grundwasserpegels der Jahre 2019 bis 2021 erfährt durch die Trockenjahre keine weitere Beschleunigung. Ist aber insgesamt besorgniserregend. Wissenschaftlich aussagefähiges Datenmaterial wird es erst in 20 bis 30 Jahren geben.

Landesmessstelle 37441880 Wildenbruch, 1954/2021, Ganglinie schwarz
Landesmessstelle 37431649 Beelitz-Heilstätten, 1,5 km östl. Bhf, 1972/2021, Ganglinie rot
Landesmessstelle 37431851 Neuseddin, südwestlich Ortseingang im Wald, 1972/2021, Ganglinie blau
Landesmessstelle 37441852 Michendorf-Bergheide, 1972/2021, Ganglinie grün
Landesmessstelle 37431651 Beelitz, B2 km 249,2 an der Tankstelle, 1972/2010,Ganglinie lilarot

Die Landesmessstelle Wildenbruch ist die Referenzganglinie. Die Messdaten von den anderen 4 Landesmessstellen beginnen erst nach 1970. Von 3 Landesmessstellen liegen Daten bis 2021 vor. Bei einer Landesmessstelle enden die Messdaten im Jahr 2010. Die Landesmessstellen verteilen sich über den Großraum der Seddiner Seen.

Die Ganglinien aller 4 Messstellen zeigen zwischen 1972 und 2011 eine fallende Tendenz wie die Referenzganglinie. Das Grundwasser des 1. Zusammenhängenden Grundwasserleiters sinkt in diesem Zeitraum an allen Messstellen um etwa 2 m.

Im Zeitraum 2013 bis 2021 fällt die Grundwasserabsenkung bei den anderen Landesmessstellen nicht so dramatisch aus im Vergleich zur Referenzmessstelle.

Landesmessstelle 37441880 Wildenbruch, 1954/2021, Ganglinie schwarz
Landesmessstelle 37431648 Beelitz, 600 m westl. Teufelssee, 1972/2010, Ganglinie rot
Landesmessstelle 37431653 Neuseddin, ca. 1 km nördlich Teufelssee, 1972/1975, Ganglinie blau
Landesmessstelle 37431653 Neuseddin, ca. 1 km nördlich Teufelssee, 1972/1975, Ganglinie blau
Landesmessstelle 37431875 Seddin, Bush. Schuppesiedlung, 1969/2012, Ganglinie rosa
Landesmessstelle 37431652 Schlunkendorf, 1,6 km südöstlich, 1970/2012, Ganglinie lilarot

Die Landesmessstelle Dorf Wildenbruch ist die Referenzganglinie. Auch hier beginnen die Messungen der anderen Landesmessstellen erst um 1970. Zwei Messreihen sind zu kurz für Aussagen. Eine Ganglinie (Seddin, Bush. Schuppesiedlung) ist sehr lückenhaft aber insgesamt noch auswertbar. Die drei auswertbaren Landesmessstellen zeigen zwischen 1970 und 2011 eine fallende Tendenz. Auswertbare Daten vor 1970 und nach 2013 sind leider nicht vorhanden.  Vom Grundcharakter sind die Ganglinien gleich. Das Grundwasser des 1. zusammenhängenden Grundwasserleiters sinkt bei den Messstellen in Neuseddin und Seddin um etwa 2 m. Bei der Messstelle in Schlunkendorf um 1,5 m.

Landesmessstelle 37441880 Wildenbruch, 1954/2021, Ganglinie schwarz
Landesmessstelle 37441678 Schlunkendorf, 1973/2011, Ganglinie rot
Landesmessstelle 37441816 Fresdorf, südöstlich Mühlenberg, 1974/1987, Ganglinie blassblau
Landesmessstelle 37441818 Stücken, ca. 1,1 km östl. MP1, 1977/2010, Ganglinie grün
Landesmessstelle 37441819 Stücken, ca. 1,1 km östl. MP2, 1977/2011, Ganglinie blassrot

Die Landesmessstelle Dorf Wildenbruch ist wieder die Referenzganglinie. Die Messungen beginnen frühestens 1973. Auswertbare Daten vor 1970 und nach 2013 sind nicht vorhanden. Der Ganglinienverlauf der Landesmessstelle 37441678 1,6 km östlich von Schlunkendorf ist vom Charakter des Ganglinienverlaufs sehr verwandt mit dem Ganglinienverlauf der Referenzganglinie. Die Absenkung des Grundwassers beträgt aber im gesamten Zeitraum nur 1 m.  Die Daten der Landesmessstelle Fresdorf sind mit 14 Jahren sehr kurz und für Generallaussagen nicht ausreichend. Die vorliegende Ganglinie zeigt in den 14 Jahren keine Abwärtsbewegung. Die zwei Messstellen im Großraum von Stücken sind so gut wie identisch. Im Messdatenzeitraum 1977 bis 2011 ist der Durchschnitt des Grundwasserstandes des 1. zusammenhängenden GWL gleichbleibend. Dies ist bemerkenswert, da die sonstigen Grundwasserentwicklungen im Großraum der Seddiner Seen seit 1970 bis 2011 einen Abwärtstrend aufweisen.

Landesmessstelle 37441880 Dorf Wildenbruch, 1954/2021, Ganglinie schwarz
Landesmesstelle 37441853 Seddin Weg-Blumesiedlung 1-6, 1973/2021, Ganglinie rot
Landesmessstelle 37441878 Wildenbruch, ca. 1,2 km nordwestlich, 2009/2021, Ganglinie hellblau
Landesmessstelle 37441690 Schlunkendorf, westlich Ortseingang, 2002/2021, Ganglinie grün
Landesmessstelle 37441817 Stücken, ca. 1,1 km östl., OP, 1977/2021, Ganglinie rosa
Landesmessstelle 37441820 Stücken. Ca. 1,1 km östl., UP, 1877/2021, Ganglinie lilarot

Die Landesmessstelle Dorf Wildenbruch ist wieder die Referenzganglinie. Interessant ist der Ganglinienverlauf der Landesmessstelle Wildenbruch, ca. 1,2 km, nordwestlich. Der Ganglinienverlauf in hellblau ist fast identisch mit dem Verlauf der Referenzganglinie für die Jahre 2009 bis 2021. Zirka 1,2 km nordwestlich bedeutet, dass sich die Messstelle südlich des Wasserwerkes Wildenbruch befindet. Von der Landesmessstelle Seddin Weg Blumesiedlung 1 – 6 sind Daten von 1973 bis 2021 vorhanden. Bemerkenswert auch hier der Ganglinienverlauf. Er ist fast eine Kopie des Verlaufs der Referenzganglinie für diese Jahre. Das Grundwasser sinkt in den Jahren 1973 bis 2011 um fast 2 m. Anders verhält es sich bei den Ganglinien in grün, lilarot und rosa. Diese zeigen für die Jahre 1977 bis 2011 keinen Abwärtstrend. Ab 2013 fällt der Abwärtstrend im Vergleich zur Referenzganglinie moderater aus.

GANGLINIENVERGLEICHE

Die auswertbaren Grundwassermessstellen lassen sich vom Verlauf zwei Gruppen zuordnen zur Gruppe 1 gehören: ….1648, ….1649, ….1651, ….1851, ….1852 und 1853. Zur Gruppe 2 gehören: …. 1690, …. 1817, ….1819 und …. 1820. Die Gangliniengruppen habe ich in die „Übersichtskarte Linien gleicher Grundwasserstände“ und die Karte „Grundwasserflurabstand in m unter Gelände“ mit Linien verbunden.

Das durch eine durchgehende Linie eingekreiste Gebiet erstreckt sich nördlich, westlich und südwestlich des Großen Seddiner Sees. In diesem Gebiet liegt ein Großteil des Zuflussgebietes zum Großen Seddiner See. Aber auch die Golfplatzanlagen. In diesem Gebiet ist zwischen 1970 und 2011 der Grundwasserspiegel stetig bis um 200 cm gesunken. Die Karte „Grundwasserflurabstand in m unter Gelände“ weist im April 2011 für dieses Gebiet den Grundwasserstand in einer Tiefe zwischen 10 und 30 m liegend aus.

In dem durch eine gestrichelte Linie südöstlich vom Großen Seddiner See eingekreisten Gebiet nimmt die Grundwasserabsenkung immer mehr ab. Er beträgt an der Landesmessstelle 37441678 zwischen 1970 und 2011 1 m. Die Karte „Grundwasserflurabstand in m unter Gelände“ weist an dieser Messstelle im Jahr 2011 den Grundwasserpegel als zwischen 3 – 4 m liegend aus.

Die südliche Gerade kennzeichnet ein Gebiet, wo es zwischen 1970 bis 2011 an den Landesmessstellen keine spürbaren Grundwasserabsenkungen gab. Die Karte „Grundwasserflurabstand in m unter Gelände“ weist in diesem Gebiet im Jahr 2011 den Grundwasserstand kleiner als 2 m unter Flurabstand liegend aus. Es sind die Gebiete, die geogeschichtlich einmal die Moorgebiete waren. Heute sind es die Wiesengebiete östlich von Beelitz mit dem Fluss Nieplitz.

Ab dem Jahr 2013 ist ohne eine Ausnahme an allen ausgewerteten Landesmessstellen eine Grundwasserabsenkung gemessen worden. 

WASSERSCHEIDEN IN DIESEM GEBIET

Einzugsgebiet Grundwasserleiter 2 und Wasserwerke3

Eine Karte mit den Wasserscheiden zum Grundwasserleiter 1 habe ich bis jetzt nicht. Die auf der Karte „Einzugsgebiete Grundwasserleiter 2 und Wasserwerke“ verzeichneten Wasserscheiden dürften aber einen „Fingerzeig“ auf den Verlauf der Wasserscheiden des Grundwasserleiters 1 geben.

Der Wasserscheidenverlauf lässt sich kennzeichnen mit: Von Tremsdorf kommend südlich Michendorf bis zur Bahnlinie. Von der Bahnlinie Michendorf Richtung Neuseddin Verschiebebahnhof. Kurz nach Ende des Verschiebebahnhofs Richtung Süden östlich vom Teufelssee gerichtet. Wieder nach Osten abbiegend bis südlich von Seddin. Südlich von Seddin in südöstlicher gerader Linie Richtung Nuthe nördlich des Blankensees verlaufend.

Im Gliederungspunkt „Hydrologische Betrachtungen“ ist unter anderem ausgeführt, dass Wasserscheiden die Grenzen des unterirdischen Einzugsgebietes bilden, und die Fließrichtung des Wassers innerhalb des unterirdischen Einzugsgebietes immer auf einen Punkt eines Fließgewässers gerichtet ist. Hier der Nuthe. Zum Beispiel ist westlich der Bahnlinie Michendorf Richtung Neuseddin die Fließrichtung des Wassers zum Fließgewässer Havel (Schwielowsee) gerichtet. Auch habe ich darauf verwiesen, dass die Größe des unterirdischen Einzugsgebietes dynamischen Entwicklungen unterworfen ist.

Innerhalb des durch die Wasserscheiden ausgewiesenen unterirdischen Einzugsgebietes befinden sich auch nahezu alle ausgewerteten Landesmessstellen.

GANGLINIENVERGLEICH DER REFERENZMESSSTELLE WILDENBRUCH DORF MIT DEN SEESPIEGELHÖHEN GROßER SEDDINER SEE

Referenzganglinie Dorf Wildenbruch

Seespiegelhöhen Großer Seddiner See

Bei den Seespiegelhöhen fehlen zwischen 1977 und dem Jahr 2000 14 Jahre. Der Ganglinienverlauf der Seespiegelhöhe aus diesem Zeitraum ist sehr gerafft und zerklüftet. In meiner Einschätzung nicht geeignet für einen Ganglinienvergleich. Ab dem Jahr 2000 ist Datenlage besser.

Der Vergleich der beiden Ganglinienverläufe zwischen dem Jahr 2000 und 2011 zeigt an der Landesmessstelle im Dorf Wildenbruch eine Grundwasserschwankungsbreite von etwa 1 m. Die Schwankungsbreite der Seespiegelhöhe beträgt in diesem Zeitraum 0,7 m. Die abwärts gerichtete Ganglinientendenz fällt bei beiden Ganglinien schwach für diesen Zeitraum aus. Im Zeitraum 2011 bis 2013/14 ist die Jahreswasserbilanz ausgeglichen. Dies widerspiegelt sich in beiden Ganglinienverläufen. Der Grundwasserstand steigt um einen Meter und erreicht seinen Höchstwert bei 39,2 m ü. NHN. Die Seespiegelhöhe beträgt im Maximum ebenfalls 39,2 m ü. NHN. Ab dem Jahr 2013 verlaufen beide Ganglinien stark abwärts. Es gibt keine Parallele in den Zeiträumen davor. Der Grundwassersstand fällt um etwa 1,7 m. Die Ganglinie der Seespiegelhöhen endet im Jahr 2018. Die Seespiegelhöhe fällt in diesem Zeitraum von 39,2 m ü. NHN auf 38,1 m ü. NHN. Das sind 0,9 m. Die Seespiegelhöhe ist nach 2018 weiter auf unter 38,0 m ü. NHN gefallen. Sie beträgt im Frühjahr 2021 etwa 37,8 m ü. NHN. Im Frühjahr 2018 tritt eine kleine Erholung ein. Die Seespiegelhöhe erreicht 38,8 m ü. NHN. Die Referenzganglinie sogar 39,2 m ü. NHN. Von Mitte April 2018 bis Mitte Juni 2018 fällt der Seespiegel von 38,75 m ü. NHN auf 38,2 m ü. NHN. Das sind fast 0,6 m. In diesem kurzen Zeitraum eine dramatische Entwicklung. Der Grundwasserstand beträgt am 22.3.2021 an der Referenzmessstelle im Dorf Wildenbruch 37,63 m ü. NHN.    

ERKENNTNISSE

Der in den Jahren 1970 bis 2011 sinkende Grundwasserspiegel des 1. zusammenhängenden Grundwasserleiters im Messgebiet Großraum der Seddiner Seen ist für mich mit vielleicht 20% auf den sich immer mehr durchsetzenden und spürbaren Klimawandel zurückzuführen. Der übergroße Anteil von 80% ist in meiner Einschätzung den sich steigernden Grundwasserentnahmen geschuldet.

Ab dem Jahr 2013 sind die Auswirkungen des von uns Menschen verursachten Klimawandels deutlich an allen Messstellen nachweisbar. Da die Grundwasserentnahmen offensichtlich auf dem Niveau von etwa 2010 im Großraum der Seddiner Seen verharren, kann die sich beschleunigende Grundwasserabsenkung im Untersuchungsgebiet nur dem Klimawandel zugeordnet werden.  

Ab dem Jahr 2013 ist an allen ausgewerteten Landesmessstellen eine Abwärtstendenz des Grundwasserspiegels nachweisbar. Auch die Messstellen östlich von Beelitz sind jetzt betroffen. Die Abwärtstendenz ist intensiver im Vergleich zu den Jahren 1970 bis 2011. Mit aller Vorsicht leite ich daraus ab, dass der Klimawandel, der flächendeckend wirkt, erst ab 2013 massiv in die Grundwasserbereitstellung im Großraum der Seddiner Seen eingegriffen hat.

Interessant ist die Tatsache, dass die im Jahr 2018 erfolgte dramatische Seespiegelabsenkung von etwa 60 cm zeitgleich auch an den Landesmessstellen nachweisbar ist. Die gängige vertretende Theorie ist: „Die Seddiner Seen reagieren zeitversetzt auf die Entwicklungen des 1. Grundwasserleiters“.

1 Landesamt für Umwelt, Abteilung Wasserwirtschaft 1, Referat W 12
2 Erläuterungen zu den Normungen der Normalhöhen über den Meeresspiegel siehe Gliederungspunkt „Wann ist der große Seddiner See gefüllt?“
3 Entnommen dem Folienvortrag „Wasserentnahme aus dem Seddiner See“ auf Einladung des Landesamtes für Umwelt – Naturpark Nuthe-Nieplitz, 13. Februar 2020 Heimvolkshochschule Seddiner See, Folie 4

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