Der Stiftungsgedanke

Warum mache ich mir Gedanken, die Seddiner Seen in eine Stiftung zu überführen, sind doch die Seddiner Seen in „festen Händen“? Der Grund liegt im Gesamtzustand der Seddiner Seen und der offenkundigen Hilflosigkeit der jetzigen Besitzer alle Aspekte der Pflege solcher Seen zu bewältigen. Eine Stiftung macht aber erst Sinn, wenn die Überlebensfähigkeit der Seddiner Seen nachhaltig gelöst ist. Hier noch einmal die

ungelöste Frage der ausreichenden Wasserversorgung der Seddiner Seen.

Schon zu DDR-Zeiten Mitte der siebziger Jahre gab es erste Warnungen, dass die Nutzung des Großen Seddiner Sees als Wasserlieferant auf „wackligen Füßen“ steht. Die Grundwasserneubildungen deckten die Wasserentnahmen schon zu dieser Zeit nicht mehr ab.1 Nach der Wende wird auf die ungelöste Frage der Versorgung der Seddiner Seen mit ausreichend Wasser und die Folgen daraus seit über 25 Jahren in wissenschaftlichen Studien aufmerksam gemacht. In den letzten Jahren verschärft die Wissenschaft die Prognosen auf die unvermeidliche Auslöschung der Seen, wenn es keine baldige nachhaltige Lösung gibt. Alle Versuche einer Lösung sind aber bis jetzt gescheitert.

Von 2001 bis zum Jahr 2010 wurden jährlich 500 000 m3 Wasser aus einem Grundwasserleiter südlich des Seddiner Sees in den Großen Seddiner See gepumpt. Das Ergebnis war eine Seespiegelerhöhung von 10 bis 12 cm im Großen Seddiner See in 10 Jahren. Im Jahr 2010 wurde das Projekt eingestellt, da es primitiv gedacht Jahrzehnte dauern würde, den Großen Seddiner See mit ausreichend Wasser zu versorgen.

Parallel werden seit 2004 aus Grundwasserleitern auf dem Golf- und Country Club Seddiner See AG Gelände nach einer Reinigung in einer Pelicon-Anlage 80 000 m3 /a in den Großen Seddiner See gepumpt. Dieser Kontrakt läuft noch bis zum Jahr 2026. Im Jahr 2020 wurde dieses Projekt ebenfalls fehlende Nachhaltigkeit und als nicht zielführend von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark eingestuft.

Eine Überleitung von Nieplitzwasser ist von den Genehmigungsbehörden, den Umweltverbänden und der Fischereibehörde endgültig im Jahr 2013 abgelehnt worden.

Alle weiteren Versuche „Boden unter den Füßen“ zu bekommen, betreffen Projekte mit sehr wenig Wassergesamtvolumen oder „Umgestaltungen“ in der Landschaftsinfrastruktur.

In der Märkischen Allgemeinen Zeitung, Donnerstag 26. August 2021, ist unter der Hauptüberschrift „Seddiner See: Pegel auf Tiefststand“ zu lesen: „Wissenschaftler warnt: Gewässer wird in drei Pfützen zerfallen – Hofreiter fordert Rettungsfonds“. Für mich ist eine der wichtigsten Erkenntnisse aus den Analysen, die in dieser Homepage veröffentlicht werden, dass zur Rettung der Seddiner Seen in der Wasserfrage in Millionen m3/a gedacht und kalkuliert werden muss.

Die guten statistischen Werte

Im Jahr 2009 wurde der ökologische Zustand des Großen Seddiner Sees im Steckbrief zum Seddiner See nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie mit der Qualitätsstufe „4“ bewertet. „4“ steht für unbefriedigend.2 Das ist die zweitschlechteste Einstufung, die nach EU-Kriterien zu vergeben ist. Im Jahr 2014 und 2017 wurde die Qualitätsstufe „2“ vergeben. Die „2“ steht für „Die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten zeigen geringe anthropogene Abweichungen an, weichen aber nur in geringem Maße vom Referenzzustand ab“.3

Der zweite statistische Wert betrifft den LAWA-Trophieindex. Dieser verbessert sich von p1 (2006) über e2 (2009) zu e1 (2016). Der dritte statistische Wert betrifft die Wasserqualität des Großen Seddiner Sees an der die Gemeinde Seddiner See in eigener Einschätzung seit 20 Jahren vorrangig arbeitet. Dies betrifft die Phosphatkonzentration, die stark reduziert werden konnte. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie wird seit Jahren eingehalten. „Der Seddiner See gehört in Deutschland zu den 12% der Gewässer, denen das gelingt“.4 So mancher Seebesitzer in Deutschland schaut bestimmt neidisch auf diese guten Zahlen. Warum diese Zahlen so trügerisch sind, liegt wohl darin, dass sie kein Zustandsgesamtbild vermitteln.

Zustandsgesamtbild der Seddiner Seen

Das Bundesnaturschutzgesetz gibt viele Hinweise, was alles an Kriterien in Frage kommt:

  •  einheitlich entwickeln und pflegen,
  • überwiegende Fläche sollen Landschafts- und Naturschutzgebiete sein,
  • eine große Arten- und Biotopenvielfalt aufweisen,
  • dauerhafte umweltgerechte Nutzung aufweisen,
  • der Bildung und nachhaltigen Entwicklung dienen,
  • der Erholung und dem nachhaltigen Tourismus dienen.

Gemessen an diesen Vorgaben weisen die Seddiner Seen viele Defizite auf. Bis um 1960 waren die Menschen, die an den Seddiner Seen wohnten oder Ländereien besaßen zusammen mit den Fischern eine Symbiose mit den Seen eingegangen. Ich verweise als Beispiel auf die Darlegungen zur Arten- und Biotopenvielfalt auf dieser Homepage bis in diese Zeit in und an den Seddiner Seen.

Ab etwa 1960 bis nach der Wende sind die im Bundesnaturschutzgesetz aufgelisteten „Wünsche“ mit Füßen getreten worden. In den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts waren die Seddiner Seen sich mehr oder weniger selbst überlassen. Von 1960 bis zum Jahr 2000 sind schon beträchtliche Schäden in den Seddiner Seen und um diese entstanden:

  • Wasservolumenreduzierung,
  • Verlandungsprozesse,
  • Auslöschung der Feuchtgebiete,
  • Reduzierung der Arten- Biotopenvielfalt.

Mit der Privatisierung der Seddiner Seen ist im Wesentlichen nur an zwei „Stellschrauben“ mit Blick auf das Bundesnaturschutzgesetz gearbeitet worden:

  • Verbesserung der Wasserqualität,
  • Lenkung des Erholungstourismus.

Die jetzigen Besitzer der Seddiner Seen sind in meiner Einschätzung überfordert, alle Kriterien nach dem Bundesnaturschutzgesetz gleichzeitig zu bedienen und zu bearbeiten. Ein „vorrangig“ und nach und nach ist nicht nachhaltig. Auch sollten die Seddiner Seen wieder in einer Hand sein. Mehrere Besitzer sind in meiner Einschätzung nicht förderlich. Mein Lösungsvorschlag ist die Gründung einer Stiftung.   

Was ist eine Stiftung?

Stiftungen gibt es weltweit. In Deutschland sind es rund 23 000 Stiftungen bürgerlichen Rechts mit inhaltlich sehr unterschiedlichen Zielsetzungen. 92% der Stiftungen verfolgen gemeinnützige Ziele. Ihre Arbeit ist darauf ausgerichtet, die Allgemeinheit selbstlos zu fördern.5

Normalerweise bringt ein Stifter sein Vermögen in eine Stiftung ein für einen gemeinnützigen Zweck. Dieser Zweck ist fortan festgeschrieben und darf nicht wesentlich geändert werden. Das übertragene Vermögen wird gewinnbringend angelegt. Die erwirtschafteten Überschüsse werden für den gemeinnützigen Zweck ausgegeben. Das gestiftete Vermögen muss als Grundkapital der Stiftung erhalten bleiben. Eine Stiftung ist für die Ewigkeit gedacht und kann in der Regel nicht aufgelöst werden.5

Wann eine Stiftung gemeinnützig ist, hat der Staat gesetzlich festgelegt. Nur wenn das Finanzamt eine Stiftung als gemeinnützig anerkennt, wird sie steuerlich begünstigt.5 Stiftungen können verschiedene Rechtsformen haben. Die beliebteste Rechtsform ist rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts.5

Eine Stiftung, die sich auf einen See bezieht, gibt es nach meinem Kenntnisstand aber nur einmal. Diese Stiftung befindet sich im Land Brandenburg, im Speckgürtel von Berlin. Es ist ein Nachbarsee vom Wandlitzsee: Der Rahmer See.6

Die Stiftung sollte eng mit den Anliegergemeinden in bestimmten Bereichen zusammenarbeiten. Den Anliegergemeinden dürfte der Erholungsfaktor und die Steuerung eines nachhaltigen Tourismus besonders am Herzen liegen. Natürlich ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund, den Seddiner Fischern und des Fischereiverbandes, dem Naturpark Nuthe-Nieplitz und weiteren Interessenten anzustreben.

Stiftungsgrundkapital

Als Stiftungsgrundkapital wurde der Rahmer See selbst von den Genehmigungsbehörden im Land Brandenburg anerkannt. Die Seddiner Seen als Stiftungsgrundkapital kann ich mir nicht vorstellen. Dazu ist ihr Gesamtzustand zu schlecht. Es müsste eine Summe von vielleicht eine Million Euro über Spenden

als Grundkapital zusammengebracht werden, damit eine feste Basis vorhanden ist. Vorbild ist für mich unter anderem die Heinz-Sielmann-Stiftung.

Davor steht und bleibt eine nachhaltige Lösung der Überlebensfähigkeit der Seddiner Seen. 

1 Warnungen der Staatlichen Gewässeraufsicht der DDR. Siehe auch die Daten der Grundwassermessstellen des Landesamtes für Umweltschutz, Gliederungspunkt K4_4.
2 Steckbrief zum Großen Seddiner See, Landesamt für Umweltschutz.
3 Nach dem Chlorophylgehalt a-Gehalt handelt es sich beim Großen Seddiner See um einen euthrophen See.
4 Aus Zahlen und Fakten zum Seddiner See, herausgegeben von der Gemeinde Seddiner See, Stand März 2021. Veröffentlicht im Gliederungspunkt „Gedanken zur Umsetzung“, Stellungnahmen.
5 Nach wikipedia, https://www.stiftungen.org/stiftungen/basiswissen-stiftungen/was-ist-eine-Stiftung.html.
6 www.Werner und Anita Otto Stiftung Rahmer See.de

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