Die Fauna in und um die Seddiner Seenkette

1. Die Seddiner Seen und die Fischbestandsentwicklung

In den zeitgeschichtlichen Beschreibungen der Seddiner Seen ab dem Mittelalter wird immer wieder der Fischreichtum betont. Die Besitzer der Seddiner Seenkette verpachteten in der Regel die Fischereirechte. Diese Periode dauerte bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Ein Beispiel dafür ist der Antrag der Kähnsdorfer und Seddiner Bauern um die Genehmigung zur Überlassung der „Zur-Fischerei“. Grund waren die kargen Erträge auf den Äckern rund um die Seddiner Seenkette wie schon beschrieben. In den Seen waren die typischen Süßwasserfische heimisch: Aal, Hecht, Zander, Karpfen, Schlei und viele Weißfischarten (Plötze, Rotfeder, Blei usw.).

Symbolbild Süßwasserfisch1
Symbolbild Hecht1
Symbolbild Süßwasserfisch1

In einer zweiten Periode waren die Seddiner Seen und die Fischereirechte in einer Hand. Diese Periode dauerte bis spätestens Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Da die Seenbesitzer vom Fischfang lebten, waren sie immer bestrebt, dass kein Fischraubbau betrieben wurde oder ein einseitiger Fischbesatz vorherrschte. Es bestand in meiner Analyse ein Fischbestandsgleichgewicht.

Mit der Gründung der VEB Binnenfischereien im Jahr 1955 begann sich die „Fischpolitik“ zu ändern. Die Umwandlung des Kähnsdorfer See in einen Karpfenzuchtintensivgewässer führte zu einem See mit Fischmonokultur. Als Folge der davorliegenden Trockenlegung des Kähnsdorfer Sees und Wiederauffüllung mit Wasser aus dem Großen Seddiner See sind aus Seen mit einem Abfluss reine grundwassergespeiste Standgewässer (stehende Gewässer) geworden. Die damit verbundene Trockenlegung der Feuchtwiesen und Uferbereiche der Seddiner Seen hatte große Auswirkungen auf das Leichverhalten der Fische. Die Hechte verloren ihr Hauptleichgebiet: das Wildenbrucher Fenn.

Die Plötzen, die im Mai ihre Leichzeit hatten, liebten dazu das Seegras. Das Seegras wuchs in den Uferbereichen der ausrollenden Welle und war für die Plötzen nicht mehr erreichbar. Da das Schilf nicht mehr geschnitten wurde vielen weitere Laichmöglichkeiten weg. Durch das Schilfschneiden konnte die Sonne das Wasser im März schnell erwärmen, was für die Entwicklung der Fischbrut wichtig war. Die ganz großen, kapitalen Hechte liebten als Laichgebiet den Bereich zwischen dem Rötberg und der Bergheider Badestelle. Die Folge war in den Jahren bis 1990 ein immer größer werdendes Fischungleichgewicht. Der größte natürliche Feind der Weißfische – der Hecht – wurde in den Seddiner Seen immer rarer. Bei den Weißfischen verschob sich das Mengenverhältnis der Fischarten untereinander.

Für die VEB Binnenfischereien waren die kg/ha-Erträge die einzige Kenngröße, die zählte. Nachfolgende Abbildung zeigt die Entwicklung der kg/ha-Erträge von 1955 bis 1969 im Bereich des VEB Binnenfischerei Potsdam.2

Tabelle kg/ha-Erträge

Anhand der Aalproduktion soll dies weiter veranschaulicht werden: „Die Nutzung anderer Fangmethoden führte dazu, daß wir 1969 erstmalig die Stagnation in der Aal-Produktion überwinden konnten. Wenn wir auch mit dem Durchschnitts-kg/ha-Ertrag im Republikmaßstab nur im Mittelfeld liegen, so haben wir doch bei einer Anzahl von Seen in den letzten Jahren gute bis sehr gute ha-Erträge an Aal erwirtschaftet, so z.B.:

                 im Großen Seddiner See           durchschnittlich       8,5 kg/ha

                 im Blankensee                          durchschnittlich     10,0 kg/ha

                 im Grössinsee                           durchschnittlich     15,0 kg/ha

                                                                   1969 sogar             41,7 kg/ha 2

Bis 1970 war die Karpfenintensivzucht der Bereich, der nachhaltig ausgebaut wurde. Ab 1970 änderte sich das. Die Forellenzucht in Käfigen hatte jetzt vorrang. Es wurden sogar Karpfenzuchtintensivgewässer wieder stillgelegt.2 Der Kähnsdorfer See gehörte nicht dazu. Die Forellenzucht spielte in den Seddiner Seen keine Rolle.

Es blieb nicht verborgen, „daß die bereits seit 1962 eingetretene negative Tendenz der Hechterträge anhielt und 1969 den bisher absoluten Tiefpunkt im ha-Ertrag zu verzeichnen war. Zweifellos spielte die Aufnahme der Karpfenintensivwirtschaft hierbei eine ganz entscheidende Rolle“.2 Eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung gab es aber offenbar nicht. Die Zandererträge konnten im Betrachtungszeitraum sogar gesteigert werden. Die kg/ha- Ertrag in der Fischpolitik blieb bis zum Ende der DDR die Norm.

In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden im Großen Seddiner See Silber- Marmor- und Spiegelkarpfen ausgesetzt sowie junge Aale. Diese Maßnahme veränderte den Fischbesatz sehr. Die Silber- und Marmorkarpfen entwickelten sich schnell und stark. Die „Wende“ und der damit verbundene Besitztumswechsel der Seddiner Seen war für die Fischbestandsentwicklung von „oben“ ohne große Bedeutung.     

Eine übergeordnete Fischbestandspolitik gab es wohl nicht. Ab 1990 wurde den Weißfischen die Fischqualität minderwertig zugeteilt. Sie spielten ökonomisch keine Rolle mehr. Die Fischer blieben zwar vor Ort lebten aber in einer unsicheren „Fischumwelt“. Erst mit dem Erwerb des Großen Seddiner Sees durch die Gemeinde Seddiner See im Jahr 2000 kehrte etwas Sicherheit ein.

Mit dem Aussetzen von jungen Hechten, Zandern und Welsen Anfang der neunziger Jahre wurde versucht, ein ökologisches Fischgleichgewicht wiederherzustellen. Zwischen 1992 und 1994 sollen 51 Tonnen Silber- und Marmorkarpfen abgefischt worden sein. Anfang des neuen Jahrhunderts erfolgte eine weitere Abfischung der stark angewachsenen Weißfischbestände und der Silber- und Marmorkarpfen. Ein sich selbst tragendes Fischbestandsgleichgewicht wurde in meiner Analyse aber nach 1960 nie mehr erreicht. Der Wasserverlust der Seddiner Seen ab den sechziger Jahren und der damit verbundene Eingriff in die Fischbestandsentwicklung ließ das nicht mehr zu. Der Anteil der Fische aus den Seddiner Seen am Gesamtumsatz der Seddiner Fischer pro Jahr beträgt heute nur noch ganze 10%. In meiner Einschätzung muss ein ausgeglichener Fischbestand völlig neu aufgebaut werden, wenn die Seen wieder die Seespiegelhöhe von um 1960 besitzen.

2. Weitere Unterwasserlebewesen

Ich beschränke mich auf Krebse und Muscheln. In meiner Erinnerung waren beim Baden fast immer Krebse unsere Badebegleiter.

Krebs3

Wir Kinder versuchten die Krebse zu fangen, was uns in den seltensten Fällen gelang. Sie konnten sich erstaunlich schnell bewegen. Insgesamt waren Krebse reichlich vertreten in den Seddiner Seen. In den Reusen der Fischer und den Käfigen auf dem Fischergelände waren immer viele Krebse. Von den Fischern habe ich gelernt, dass Krebse sauberes Wasser lieben und somit ein Indikator für sauberes Wasser sind. Daraus leite ich ab, dass bis Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts die Wasserqualität der Seddiner Seen sehr gut war. Weitere Indikatoren für sehr sauberes Wasser an entsprechender Stelle in den einzelnen Gliederungspunkten. Wie sich die Krebspopulation ab Mitte der sechziger Jahre bis heute entwickelt hat, kann ich nicht sagen. Ich habe lange keine Krebse mehr in den Seddiner Seen gesehen.

Muscheln sind Bodentiere und waren an den Badestellen auch immer wieder zu finden. Sie sind ebenfalls ein Indikator für sauberes Wasser wie ich heute weiß.

Symbolbild Muschel3

Mit ihrem Fuß verankern sie sich im weichen sandigen Boden. Mit diesem Fuß können sie sich langsam fortbewegen. Als Nahrung dienen ihnen vor allem auf dem Boden lebende Organismen wie kleine Algen. Muscheln reinigen durch filtrieren das Wasser. Im Ökosystem eines Sees sind sie ein wichtiger Faktor.    

3. Wasser- und Schilfvögel der Seddiner Seen

Die in dieser Homepage beschriebenen Ursachen, die zur Zerstörung des Fischbestandsgleichgewichts führten, treffen auch für den Bestandsrückgang viele Wasservogelarten zu. Reichlich waren auf den Seddiner Seen das Blässhuhn und die Stockenten anzutreffen, danach folgten von der Häufigkeit die „Taucher“.

Symbolbild Blässhuhn4
Symbolbild Haubentaucher4
 Symbolbild Stockente männlich5  
Symbolbild Stockente weiblich5

Die Blässhühner und Taucher konnten beim Brüten beobachtet werden. Sie bauten ihre Nester, etwa 30 bis 40 cm im Durchmesser, direkt auf der Wasseroberfläche im Schilfgürtel, der ja im Winter bis auf die Wasseroberfläche zurückgeschnitten wurde. Das zurückgeschnittene Schilf hat die Nestbauten festgehalten. War der Nachwuchs geschlüpft, waren die Eltern mit den Jungtieren im Schlepptau auf den Seen oft unterwegs. Wenn die Seeoberfläche spiegelglatt war, strahlte das Ganze einen großen Naturfrieden aus.  

Als das Schilfschneiden eingestellt wurde, hatte das Auswirkungen auf die Wasservögel. Sie wurden ihrer Brutgewohnheiten beraubt. Die Bestände gingen auf den Seddiner Seen zurück. Im Jahr 2020 habe ich keine Blässhühner oder Taucher mehr auf den Seddiner Seen gesehen. Die Stockenten sind anspruchlos. Sie brauchen nur etwas Wasser, um sich wohl zu fühlen. Sie sind heute noch heimisch. In der Seddiner Bucht an der B 2 habe ich diese Wasservögel noch 2020 beobachten können.

Auch der Graureiher gehörte zu den immer wieder zu sehenden Wasservögeln. Ob diese Vögel auch an den Seddiner Seen gebrütet haben, weiß ich nicht. Bewusst habe ich nie einen Graureiher brüten gesehen. Zu Besuch  ist er heute noch ab und zu. Wohl um zu sehen, ob noch etwas „zu holen“ ist.

Symbolbild Graureiher4

Bei den Schilfbrütern beschränke ich mich stellvertretend für alle, die an den Seddiner Seen brüteten, auf die Vorstellung von zweien: die Rohrweihe und die Rohrdommel. Die Rohrweihe, ein Zugvogel, brütete jedes Jahr im Schilfgürten gegenüber der Neuseddiner Badestelle. Es ist ein relativ großer Vogel und es sah immer majestätisch aus, wenn er über das Schilf schwebte. Nach meiner Einschätzung lebte nur eine Rohrweihe oder ein Rohrweihepärchen an den Seddiner Seen. Der Schilfgürtel ist heute trockengefallen. Eine Rohrweihe lebt in meiner Einschätzung schon lange nicht mehr an den Seddiner Seen.

 Symbolbild Rohrweihe4
Symbolbild Rohrdommel4

Die Rohrdommel liebte den größten Schilfgürtel am Großen Seddiner See zwischen dem Rötberg und der Bergheider Badestelle. Im Frühjahr war ihr typischer tiefer, hohlklingender Ruf nicht zu überhören. Auch dieser Vogel meidet den Großen Seddiner See. Auch dieser Schilfgürtel ist trockengefallen. Der Kuckuck ist bis heute heimisch an den Seddiner Seen. Er ist mal hier und mal dort zu hören mit seiner markanten Stimme. Schwäne fanden den Weg zu den Seddiner Seen erst in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Es hieß immer es seien Havelschwäne. Auf dem großen Seddiner See brüteten immer nur zwei Paare nach meinen Beobachtungen. Im Sommer 2020 war ich sehr erstaunt, dass auf dem Kähnsdorfer See eine große Anzahl von Schwänen schwammen. Einige Wochen später waren die Schwäne wieder komplett fort. Eine Erklärung für dieses Verhalten habe ich nicht.

Symbolbild Kuckcuck4
Symbolbild Komoran4 

 Symbolbild Schwan4

Die Komorane entdeckten die Seddiner Seen erst recht spät nach der Wende. Da die Seetiefe vor allem im Mittelteil des Großen Seddiner Sees sehr gering geworden ist und zudem bis auf den Seegrund geschaut werden kann, haben die Komorane leichtes Spiel beim Fischfang. Die Fische haben auch keine Fluchtmöglichkeiten zum Beispiel ins Schilf, da trockengefallen. In diesem Teil des Großen Seddiner Sees ist nach Aussage der Fischer der Fischbestand sehr gelichtet.

4. Die Tierwelt auf den Feuchtwiesen

Allein schon wegen seiner Größe waren auf den Feuchtwiesen und besonders auf dem Wildenbrucher Fenn die Störche der Blickfang. Sowohl im Dorf Wildenbruch als auch in Kähnsdorf brütete jedes Jahr ein Storchenpaar. Von Seddin ist mir dies nicht bekannt.

Symbolbild Storch4

Das Nest in Wildenbruch war auf einer Scheune. Die Scheune war aus Lehm gebaut. Es war in meiner Erinnerung das letzte Lehmbauwerk im Dorf. Die Scheune gibt es nicht mehr. Sie musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Mit der Trockenlegung der Feuchtwiesen verschwand die Hauptnahrungsquelle der Störche. Irgendwann begannen sie das Gebiet der Seddiner Seen zu meiden.

Symbolbild Storchenpaar auf einem Nest4

Es gibt in Wildenbruch wieder ein Storchennest und in Kähnsdorf auf dem Grundstück der Gaststätte „Zur Reuse“ ein symbolhaftes Storchennest. Es sollen auch immer wieder Störche nach ihrer Rückkehr aus Afrika vorbeischauen. Sie ziehen aber immer wieder weiter. Bestimmt stellen die Störche sehr schnell fest, dass es keine ausreichende Nahrung gibt.

Ein nicht so großer aber trotzdem auffallender Vogel auf den Feuchtwiesen war der Kiebitz. Durch seine markanten Rufe war er immer präsent, auch wenn er nicht zu sehen war.

Symbolbild Kiebitz4

Die Bauern kannten die Brutplätze der Kiebitze und der anderen Bodenbrüter genau. Wir Kinder wurden ermahnt, während der Brutzeit die Vögel nicht zu stören und die Feuchtwiesen zu meiden. Aus heutiger Sicht waren die Bauern für mich damals nicht nur Bauern sondern auch Natur-Ranger. Für die Bauern bestand zwischen Produktion und Naturerhaltung kein Widerspruch. 

Frösche sind eine wesentliche Nahrungsquelle für Störche. Auf dem Wildenbrucher Fenn lebten hunderte oder gar tausende von ihnen. In den Sommerabenden war der Froschchor stets im ganzen Dorf zu hören.

Symbolbild Frosch3

In den Ohren der Störche muss dieses tägliche Abendkonzert wohl wie für uns Menschen die neunte Symphonie von Beethoven geklungen haben. Heute sind nur noch vereinzelt im Sommer Frösche aus dem Wildenbrucher Fenn zu hören. Viele kleinere Tiere lebten auf den Feuchtwiesen. Neben weiteren Wiesenvögeln waren es verschiedene Arten von Libellen und Insekten in großer Zahl. Nicht zu sehen aber stets zu hören waren die Heuschrecken an den warmen Sommertagen.

5. Die Tierwelt auf den Äckern im Bereich des Grabensystems

Auf den Äckern lebten Feldmäuse und Feldhamster in großer Zahl. Auch Hasen waren reichlich vertreten. Zur ehemaligen Bergheider Badestelle führte ein Feldweg durch die Felder. Verließen wir den Feldweg sprang bald ein Hase auf und flüchtete im Zickzack.

  Symbolbild Feldhase6
Symbolbild Feldhamster6

                                                

Im Sommer waren auch Rehe in gebührender Entfernung regelmäßig zu sehen. Am Himmel kreisten fast immer der Mäusebusart und der Habicht. Die eindringlichen Rufe der Habichte waren zu hören, auch wenn sie nicht zu sehen waren.

Symbolbild Mäusebusart
Symbolbild Rehe
Symbolbild Habicht

Von den auf den Feldern lebenden Vögeln nenne ich stellvertretend die Feldlerche. Es war immer imponierend, wenn die Lerche sich wie ein Hupschrauber in den Himmel schraubte und von dort oben ihr Gezwitscher weithin zu hören war. Im Winter wurde auf den Feldern Hasen-Treibjagten durchgeführt.

Heute gibt es in meiner Einschätzung keine Feldhamster mehr auf den Feldern an den Seddiner Seen. Ob es noch Feldmäuse gibt, weiß ich nicht. Ganz, ganz selten habe ich mal einen Feldhasen in den letzten Jahren gesehen. Auch das Gezwitscher der Feldlerchen ist verstummt. Nein, auf dem Gelände der Golfanlage habe ich im Sommer 2021 wieder eine Feldlerche hören dürfen. Nein, auf dem Gelände der Golfanlage habe ich im Sommer 2021 wieder eine Feldlerche hören dürfen.

6. Die weitere Tierwelt

Rauchschwalbe4

In den Dörfern an den Seddiner Seen, auf den Gehöften der Bauern, nisteten unzählige Schwalben. Es waren bestimmt an die Hunderte von Schwalbennestern.

Nahrung gab es reichlich. Heute sind die Schwalben sehr rar geworden. Nach meinen Beobachtungen brüten einige Rauchschwalben nur noch in Seddin.

Star4

Wildenbruch war im Herbst Treffpunkt der Stare bevor sie weiter nach Süden zogen. Es waren bestimmt immer einige Tausend, die sich im Großraum von Wildenbruch versammelten. Ihre Kunstflugvorführungen im „Geschwader“ beeindruckten jedes Jahr von neuem. Stare versammeln sich schon seit langem nicht mehr im Raum Wildenbruch.

Heute müsste ich zum Beispiel nach Rom fliegen, um solche Kunstflugvorführungen bestaunen zu können. 

7. Todesanzeige

Biber wurden erst nach der „Wende“ auf dem Großen Seddiner See angesiedelt. Angeblich ein Männchen und ein Weibchen. Ihren Bau hatten sie im Schilfuferbereich unterhalb der Heimvolkshochschule.

Symblbild Biber7

Von der Abnahme des Wasservolumens am Großen Seddiner See und der damit verbundenen Trockenlegung großer Schilfflächen ist auch die Schilffläche unterhalb der Heimvolkshochschule betroffen. Der Biberbau stand irgendwann auf dem Trockenen. Bekanntlich befinden sich Eingänge zu Biberbauten immer unter Wasser. Ist der Eingang zum Biberbau nicht mehr unter Wasser ist für den Biber die „Wohnung“ unbewohnbar geworden. Auf der Suche nach einem Platz für einen neuen Biberbau sind die Biber am Großen Seddiner See offenbar nicht mehr fündig geworden. So wollte mindestens eines der Tiere zum Kleinen Seddiner See. Den Kleinen Seddiner See durch die ehemalige Durchfahrt zu erreichen, ist nicht möglich. Dies verhindert ein Gitter. Was soll eigentlich dieses Gitter? Auf dem folgenden Foto ist das Gitter gut zu erkennen.

Foto Siegfried Paul
(Ehemalige) Durchfahrt vom Großen Seddiner See in den Kleinen Seddiner See

Es blieb nur die Überquerung der B 2 zu wagen. Im September 2019 ist einer der Biber beim Versuch die B 2 zu überqueren, überfahren worden. Es ist hoffentlich das letzte prominente Opfer einer verfehlten Wasserpolitik an den Seddiner Seen. Über das Schicksal des zweiten Bibers ist mir nichts bekannt.

8. Der Golfplatz und die Tierwelt

Der Golfplatz wurde auf den Äckern mit dem Grabensystem der Wildenbrucher Bauern und den ehemaligen Obstplantagen Michendorfer Einwohner errichtet.  Golfanlagen sind in ihrer Gesamtheit keine künstlichen Gebilde. So sind auf dem Gelände der Golfanlage am Seddiner See auch naturbelassene Wiesenteile, Waldbereiche und Gewässer vorhanden. Während des Baues der 2 Golfanlagen wurden auch 11 Teiche angelegt. Zur Zeit der der Äcker mit dem Grabensystem gab es nur einen Teich.  Nach 10 Jahren des Bestehens der Golfanlage wurde 2007 eine wissenschaftliche Studie zur Entwicklung der Flora und Fauna auf dem Gelände in Auftrag gegeben. Nach weiteren 10 Jahren erfolgte ein weiteres Monitoring.

Wurden im Jahr 2007 56 Arten Brutvögel gezählt, waren es 10 Jahre später 66 Arten.8 Davon stehen 21 auf der Rotel Liste wird im Monitoring von 2017 festgestellt. Auf dem Golfgelände leben zudem Reptilien, Amphibien, Heuschrecken, Tagschmetterlinde und Libellen.8 Seit 2017 lebt und brütet auch ein Eisvogel auf dem Golfgelände.

Symbolbild Eisvogel4

„Es gibt ein Steinkautz-Projekt mit dem Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung und eine Auswilderungsvoliere auf dem Golfplatz“.8 Auch wird angestrebt, Lebensraum für Wildbienen zu schaffen. Auch ein Storchenhorst ist auf dem Gelände errichtet worden.8

Die Tierwelt auf den Feldern der Wildenbrucher Bauern innerhalb des Grabensystems kann nicht aufgerechnet oder gar eine Gegenrechnung erstellt werden mit der Fauna auf dem jetzigen Golfgelände. Die Umweltbedingungen sind grundlegend andere. Wichtig ist die Erkenntnis, was möglich ist im Zeitalter des von uns Menschen verursachten Klimawandels.

9. Die Darstellung der Tierwelt in und rund um die Seddiner Seen bei Wikipedia

Wird die Fauna-Artenvielfalt auf dem Gelände des Golfclubs ausgeklammert, sieht es für die Tierwelt in und um die Seddiner Seen nicht gut aus. Bei Wikipedia wird in den Einschätzungen unterschieden zwischen Fische, Amphibien und Reptilien, Insekten, Vögeln und Säugetiere.9 Insgesamt sind in meiner Analyse die Ausführungen nicht differenziert genug. Viele Aussagen müssen mit „es war einmal“ versehen werden. Wenn ich lese: „Als Rastplatz für durchziehende Vögel und als Brutgewässer für Wasservögel hat der Große Seddiner See im Gegensatz zu benachbarten Gewässern in den Nuthe-Nieplitz-Niederung wie dem Blankensee, Riebener See oder Grössinsee kaum Bedeutung“ muss ich feststellen, dass die Ursache(n) nicht genannt werden. Vor 60 Jahren waren die Seddiner Seen mindestens auf Augenhöhe mit den genannten Seen der Nuthe-Nieplitz-Niederung im Vergleich mit den genannten Kriterien „Rastplatz für durchziehende Vögle“ und „Brutgewässer für Wasservögel“. Da müssen wir Menschen uns schon das Büßerhemd anziehen. Gerade die Ursachen zu benennen, ist immer wieder ein Anliegen dieser Homepage.

Ein Hochstand steht heute im ehemaligen gesunden Schilfgürtel am Nordufer des Großen Seddiner Sees. Hier schwammen einmal Fische und brüteten Wasser- und Schilfvögel. Heute sind dort und an anderen Stellen der trockengefallenen Schilfgürtel Wildschweine und andere Säugetiere die „Faunavielfalt“. Ich bleibe dabei: wir Menschen haben uns schwere Schuld gegenüber den Seddiner Seen aufgeladen. 

1 Abbildungen aus Crzimeks Tierleben IV, Fische 1, Seite 265 und 327
2 In Festansprache anlässlich des 15jährigen Bestehens des VEB Binnenfischerei Potsdam, erschienen in der Deutschen Fischerei-Zeitung 1970
3 eigenes Bildarchiv
4 Mit freundlicher Genehmigung Dorling Kindersley Verlag GmbH, Starnberg, Rob Hume „Vögel Beobachten und bestimmen“, erschienen 2003
5 wikipedia, Autorenschaft Andreas Trepke, eigenes Werk
6 Feldhamster und Feldhase
7 Biberpräparat im Breith-Mali-Museum in Beberach an der Riß
8 golf.tagesspiegel.de/eisvogel-und-birdie-artenvielfalt-im-gcc-seddiner-see/
9 de.wikipedia.org./wiki/Großer_Seddiner_See

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