Die Feuchtwiesen

Feuchtwiesen existieren in weiten Bereichen Europas und Asiens, mit Schwerpunkten in Mitteleuropa. Ausläufer gehen bis ins Mittelmeergebiet, auf den Balkan und nach Nordeuropa. Das Areal reicht im Osten bis nach Sibirien“: So bei Wikipedia nachzulesen. Es heißt dort weiter: „Feuchtwiesen sind von Feuchtwiesengehölz freie halbnatürliche Biotope, deren Böden in den oberen Horizonten vom Grundwasser beeinflusst oder zeitweise überschwemmt sind. Sie liegen im Bereich von Flustälern, an Seen oder in Senken“. Sie sind ein Merkmal der mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Feuchtwiesen sind durch die landwirtschaftliche Nutzung zur Gewinnung von Streu und Futter für die Nutzviehhaltung entstanden. Sie müssen bewirtschaftet werden, da sie zur Ausbildung von Hochstaudenfluren, später Gebüschen und schließlich zu Wäldern führen würde.

Die ehemaligen Feuchtwiesen an der Seddiner Seenkette

Feuchtwiesen werden vom anderen Wirtschaftsgrünland abgegrenzt. Merkmal ist die zeitweilige hohe Bodenfeuchtigkeit. Bei den Seddiner Seen beträgt die jährliche Schwankungsbreite des Seepegels bis heute um bis zu 50 cm. Bis um 1960 traten die Seen der Seddiner Seenkette nach der Schneeschmelze über die Ufer und überschwemmten einige Zeit die Wiesen. Zum Sommer zog sich das Wasser wieder in die Seen zurück. Dazu kam der günstige meteorologische Umstand, dass die jährliche Niederschlagsmenge die Verdunstungsmenge nicht überstieg und die im Vergleich zu heute vergleichsweise niedrigeren Sommertemperaturen. Alles zusammen ergab ein „humides Klima“. Diese Faktoren waren über Jahrhunderte an den Seddiner Seen bestimmend.

Dies änderte sich ab 1960 durch menschliche Eingriffe. Genaueres zu den menschlichen Eingriffen im Gliederungspunkt „Zeitgeschichtliche Periode ab 1960 bis 1990“. Es begann der Prozess der Ausbildung von Hochstaudenfluren bis zu Gebüschen und einigen Baumarten. Besonders Erlen haben sich in sehr aggressiver Weise ausgebreitet. Nachfolgend eine Fotofolge aus dem Jahr 2020 zum heutigen Zustand dieser Flächen.

Nachfolgend noch zwei Fotos aus dem Jahr 2020 vom Wildenbrucher Fenn mit den Torfabbaubereichen. Diese Flächen sind als Angelgewässer ausgewiesen. Ihr Zustand im Jahr 2020 ist für mich nicht sehr einladend zum Angeln. Gut zu sehen die Ausbreitung der Gebüsche und Bäume. Torf wurde auch am Kähnsdorfer- und Fresdorfer See abgebaut.                  

Die Feuchtwiesen sind dort anzutreffen, wo die Übergänge vom Uferbereich in den See hinein relativ flach sind. Das trifft auch für die Seddiner Seenkette zu

Vom See durch das Wildenbrucher Fenn verlief noch ein Graben bis zur Fresdorfer Straße, der rechts von Frieders Haus endete. Dieser Graben ist wohl einmal von den Wildenbrucher Bauern angelegt worden. Auf dem folgenden Foto ist auf der rechten Fotoseite ein Rest dieses Grabens an der Bodenvertiefung zu erkennen. Vom See aus konnten bis hier sogar Ruderboote fahren.

Fotos und Zeichnung: Siegfried Paul

Den älteren Menschen in den Dörfern am See sind die Feuchtwiesen noch sehr gut in Erinnerung. Die auswertigen „Um-den-See-Wanderer“ und die Tagestouristen haben mich immer ungläubig angeschaut, wenn ich versucht habe, ihnen zu erklären, dass hier, wo sie stehen, einmal eine Feuchtwiese war. In einem Wanderbuch, um das Jahr 1911 erschienen, ist unter anderem zu lesen:

Foto: Siegfried Paul
Dorfkirche Wildenbruch
„Direkt von der Kirche führt ein Fußweg nach der äußersten Spitze des Seddiner Sees hinunter. Der Boden schwankt unter den Füßen, er ist moorig und weich. Der leicht bewegte See schillert herauf aus grünen Uferwiesen und sanft ansteigenden bestellten Feldern“.1 Dies ist ein historischer Hinweis auf die  Existenz der ehemaligen Feuchtwiesen. Es kann sogar die Jahreszeit eingegrenzt, werden, wann der Wanderer hier war. Es muss im späten Frühjahr zum Sommer hin gewesen sein. Aus biologischer Sicht gehören Feuchtwiesen – auch Sumpfwiesen genannt – zu den artenreichsten Biotopen. Mehr dazu bei Flora und Fauna.

Die Feuchtwiesen vor allem auch im Wildenbrucher Bereich bis zur ehemaligen Bergheider Badestelle sind im Grundriss noch erhalten. Sie sind nie in Acker- oder gar Bauland umgewandelt worden. Ein Haus am Fenn ist zu DDR-Zeiten etwas in den Fenn gebaut worden. Auch der Feuchtwiesenbereich am kleinen Seddiner See ist im Grundriss noch erhalten und kann wiederhergestellt werden.2 Für mich gute Voraussetzungen diese Feuchtwiesen wieder zu reanimieren.

1 Aus einem Wanderbuch, das um 1911 erschien.
2 Siehe auch meine Ausführungen zur Feuchtwiese am kleinen Seddiner See im Gliederungspunkt Zeitgeschichtliche Perioden der Seenentwicklung Gliederungspunkt „Die Periode bis 1960“.

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