Geologische Verhältnisse im Großraum um die Seddiner Seen

Die heutigen geologischen Verhältnisse im Großraum der Seddiner Seen verdanken ihr entstehen den Eiszeiten. Es gab drei Eiszeiten. Die Eiszeiten wurden nach den Hauptflüssen, die sie nicht überschritten, benannt: Elster, Saale, Weichsel. Die Wissenschaft nennt als Zeitraum für die älteste Kaltzeit bei der es zu einer großräumigen Vergletscherung Norddeutschlands kam 400 000 bis 320 000 Jahre von heute gerechnet.1 Das durch die Vergletscherung transportierte Material wird in seiner Gesamtheit als glaziale Aufschüttungslandschaft = Grundmoräne umschrieben. Der Geschiebemergel ist das typische Sediment der Aufschüttungslandschaft, welcher beim Rückzug des Eises unsortiert abgelagert wurde. Der Geschiebemergel enthält im Allgemeinen alle Korngrößenklassen von Ton über Schluff, Sand, Kies und Steine bis hin zu Findlingen.

Ausbreitungsgebiet des Geschiebemergels2

Die hellblaue Fläche zeigt das Ausbreitungsgebiet des Geschiebemergels im Großraum der Seddiner Seen. Während der jüngsten Eiszeit – der Weichseleiszeit – war das Gebiet der heutigen Seddiner Seen komplett mit Eis bedeckt. In dieser jüngsten Eiszeit haben sich die Seddiner Seen gebildet. Neben der Ausbildung der Seddiner Seen blieb geologisch eine Grundmoränenschicht mit Geschiebemergel zurück als das Eis abschmolz. Bei Bohrungen sind in unterschiedlichen Tiefen Grundmoränenschichten nachweisbar, die den verschiedenen Eiszeiten zuzuordnen sind. Werden in einem Gebiet in einer ausreichenden Dichte Bohrungen durchgeführt, können die geologischen Strukturen genau nachgewiesen werden. 

Im Ortsteil Kähnsdorf der Gemeinde Seddiner See befindet sich ein „Findlingsgarten Seddiner See“.2 Auf der Homepage heißt es zum Anliegen: „Wie der Name sagt, steht an erster Stelle die Freiland-Darstellung von Findlingen und Geschieben, wie sie überwiegend in der näheren Umgebung und insbesondere bei der landwirtschaftlichen Bearbeitung für den Spargelanbau“ gefunden wurden.3

Findlingsgarten, www.findlinge-seddin.de4

Geschiebemergel ist ein Grundwassergeringleiter. Diese Bodenstruktur ist im Großraum der Seddiner Seen nicht total flächendeckend ausgebildet. Die Geschiebemergelschichten haben somit keine vollständige stauende Wirkung. Es gibt hydrologische Fenster. Zwischen dem GWL 1 und dem GWL 2 wird in den hydrologischen Fenstern mit Durchlässigkeiten von 25%, 50% und 100% gerechnet.5 Die Bodenoberflächen bestehen heute überwiegend aus Hochflächensande. Umgangssprachlich kennen wir dafür den Begriff „Märkische Streusanddose“. „Südlich von Langerwisch fällt die Quartätbasis auf unter -300 m NHN stark ab. Durch eine südöstlich des Untersuchungsgebietes gelegene Salzstruktur kommt es südlich von Langerwisch zu einer tiefreichenden Randsenke, die überwiegend mit elsterglazialen feinkörnigen Beckenablagerungen gefüllt wurde. Im oberen Bereich bilden schluffige Feinsande den GWL. Im Liegenden dominieren Schluffe in denen geringmächtige sandige Lagen eingeschaltet sein können“.6

Geologische Übersichtskarte Großraum Seddiner Seen6

Erklärungen zur geologischen Übersichtskarte Großraum Seddiner Seen6

Die geologische Übersichtskarte zeigt die Bodenablagerungen großräumig um die Seddiner Seen. Direkt am Großen- und kleinen Seddiner See bilden Schmelzwassersedimente die geologische Struktur. Im Golfplatzbereich und nördlich davon sowie südöstlich bis zum Großen Seddiner See haben wir es mit Grundmoränenmaterial zu tun. Östlich des Großen Seddiner Sees und des Kähnsdorfer Sees waren nach den Eiszeiten Altwasserbereiche mit Moorbildungen vorherrschend. Ebenfalls südlich der Seddiner Seen östlich von Beelitz. Dies trifft auch für die Bereiche der Fließe und Flüsse wie Mühlenfließ, Kuhwischgraben, Nieplitz und Nuthe zu. Heute sind diese Flächen Wiesenbereiche.

Grundwassergespeiste und überwiegend grundwassergespeiste Seen werden vom ersten Grundwasserleiter gespeist. Ein Profilschnitt aus dem Bereich des Großen Seddiner Sees zeigt grob die Bodenstruktur mit dem ersten und dem zweiten Grundwasserleiter. Am Südufer des Großen Seddiner Sees tritt die geologische Struktur mit dem 2. GWL an die Oberfläche. Wird aber kaum wirksam für die Seddiner Seen.

Profilschnitt Bodenstruktur im Bereich des Großen Seddiner Sees7

Wo sich hydrologische Fenster befinden, ist nur mit örtlichen Bodenuntersuchungen zu ermitteln. Die geologische Struktur jeder Grundwassermessstelle oder jedes Grundwasserbereichs ist für sich zu untersuchen und zu bewerten. Eine detaillierte wissenschaftliche Ausarbeitung zu den hydrologischen Fenstern und den konkreten Durchlässigkeitsprozenten vor allem aus dem nordwestlichen Zuflussbereich der Seddiner Seen kenne ich nicht. Sind aber in meiner Einschätzung enorm wichtig für wissenschaftliche Aussagen wieviel Grundwasser aus dem 1. GWL tatsächlich den Seddiner Seen zur Verfügung stehen.

Im Gliederungspunkt „Die Bauern und die Seenkette“ wurde über die Abschaffung des Grabensystems durch die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft geschrieben. Die Folge der Seenbildung auf den Feldern, die über Wochen dauerte, gibt auch einen Hinweis, dass wir es in diesen Bereichen mit einem stark ausgeprägten Geschiebemergelgrundwasserhemmer zu tun haben.

1 Diese älteste Kaltzeit wird in Verbindung mit dem Wort Elster auch als Elster-Kaltzeit, Elster-Glazial, Elster-Zeit oder Elster-Eiszeit bezeichnet.
2 Abbildung stammt aus der Präsentation „Wasserentnahmen aus dem Großen Seddiner See“ der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Potsdam Mittelmark am 13. Februar 2020, Folie 3
3 www.findlinge-seddin.de.
4 Aus dem Konzept des Findlingsgartens.
5 Panoramablick über den Findlingsgarten Seddiner See in der gleichnamigen Gemeinde im Landkreis Potsdam-Mittelmark.
6 Mit freundlicher Genehmigung LfU Brandenburg, Referat W 12 und Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR)
7 Abbildung entstammt aus der Präsentation „Wasserentnahmen aus dem Großen Seddiner See“ der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Potsdam Mittelmark am 13. Februar 2013, Folie 10 untere Abbildung

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