Limnologische Betrachtungen

Die Limnologie ist die Wissenschaft von den Binnengewässern als Ökosystem, deren Struktur, Stoff und Energiehaushalt und biologisch-ökologische Struktur und Funktion sie erforscht und deren abiotische und biologische Prozesse sie zu quantifizieren sucht. Binnengewässer umfassen stehende Gewässer, wie Weiher, Teiche und Seen ohne Verbindung zu Ozeanen, Fließgewässer und Grundwasserkörper“.1

Die Untersuchungsparameter sind sehr umfangreich. Hier eine Teilübersicht:

Nährstoff Orthophosphor11Gesamptphosphor
Nährstoff NitratNährstoff Nitrit
Nährstoff AmmoniumNährstoff Stickstoff
Parameter pHParameter Leitfähigkeit
Parameter TemperaturParameter Sauerstoff/Sauerstoffsättig.
Chlorophyll a-Gehalt11 

Die Seddiner Seen befanden sich in meiner Einschätzung, wie schon an verschiedenen Stellen dieser Homepage ausgeführt, bis um 1960 in einem ökologischen Gleichgewicht. Eingeschlossen in diesem ökologischen Gleichgewicht sind auch die limnologischen11 Parameter. Die in der DDR auf großer Fläche extensiv mit geringem Aufwand betriebene Landwirtschaft führte zu einer Überdüngung dieser Flächen.2 Über das Grundwasser und durch Oberflächeneinträge gelangten diese Nährstoffe in die Seen. Auch die in den Seen eingeführte extensive Fütterung von Fischen erhöhte die Nährstofflage dieser Seen. Diese Maßnahmen führten mit Sicherheit bis zum Ende des Staatsgebildes DDR zu einer überhöhten limnologischen Seenbelastung – auch der Seddiner Seen.

Die Zeit zwischen 1990 und der Jahrhundertwende war mit Blick auf die Seddiner Seen eine limnologische „Stillstandszeit“. Erst um die Jahrhundertwende wurde dieser Umweltproblematik mehr Aufmerksamkeit zuteil.

Der Verkauf des Großen und Kleinen Seddiner Sees durch die Bundesrepublik Deutschland und der Erwerb durch die Gemeinde Seddiner See im Jahr 2000 viel mit der Veröffentlichung einer Richtlinie der EU am 22. Dezember 2000 mit dem Namen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)3 zusammen. Die Zielstellung dieser Richtlinie ist, einen guten ökologischen Zustand bei allen Gewässerarten zu gewehrleisten und beim Grundwasser Belastungstrends und Schadstoffeinträge zu verhindern, um einen guten quantitativen und chemischen Zustand zu erreichen.

Eine weitere Vorgabe ist, dass durch wasserpolitische Maßnahmen keine Verschlechterung des Wasserzustandes eintreten darf (Verschlechterungsverbot). Auf den Punkt gebracht: eine nachhaltige und umweltverträgliche Wassernutzung zu erreichen auf der Grundlage gleicher Standards. Diese EU-Richtlinie gilt für alle Mitgliedsstaaten. Für die Erreichung dieser Ziele waren 15 Jahre vorgegeben. Für Ausnahmefälle wurde eine Zeit bis zum Jahr 2027 eingeräumt. Wo steht Deutschland in der Erfüllung? „Mit Stand 2018 erfüllt noch keines der 16 Deutschen Bundesländer die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie“ ist bei Wikipedia zu lesen.4 Die Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet die Mitgliedsstaaten zudem regelmäßig sogenannte Maßnahmeprogramme und Bewirtschaftungspläne aufzustellen, wie sie die Ziele erreichen wollen.

Der aktuell gültige Maßnahmeplan wurde 2016 erstellt. Dieser Maßnahmeplan gilt für den Zeitraum 2016 bis 2021. Es wurden 70 Maßnahmen im Bereich der Kommunalabwasser für das Land Brandenburg an die EU gemeldet. „Die gemeldeten Maßnahmen sollen mit Hilfe der Wasserbehörden und der Anlagebetreiber in den kommenden Jahren umgesetzt werden“.13

70 Maßnahmen Kommunalabwasser für den zweiten Bewirtschaftungszeitraum der WRRL 2016 bis 202113

Für die an die EU berichtspflichtigen Seen mit einer Hektargröße über 50 werden Seensteckbriefe geführt. Die EU- Wasserrahmenrichtlinie enthält die inhaltlichen Vorgaben. Seensteckbriefe gibt es für 190 Seen des Landes Brandenburgs. Diese Steckbriefe bestehen aus drei Teilen. Teil 1 enthält Grunddaten und eine Seekarte. Teil 2 den Referenzzustand und die Ergebnisse aus Monitorings11. Teil 3 Qualitätskomponenten. Aus Teil 1 stammen die Daten im Gliederungspunkt „Bemerkungengen zur Geographie und Statistik der Seenkette“ auf dieser Homepage.

Der Steckbrief Seddiner See5

Steckbrief Seddiner See I, Landesamt für Umwelt

Bis auf den Seetyp sind die anderen Daten nachvollziehbar. Hinter dem Seetyp 11 verbirgt sich ein Polymiktischer11 Tieflandsee mit relativ großem Einzugsgebiet. Die Ökoregion ist das zentraleuropäische Tiefland. Zur Charakteristik dieser Seen sind eine große Anzahl von Zustandsbeschreibungen und/oder Kenndaten maßgebend. Hier werden nur die Überschriften des wesentlichen Datenmaterials aufgeführt, die zu dieser Einstufung führten:

. Morphologische11 und hydrologische Merkmale,
. Trophie11,
. Physikalisch-chemische Kenngrößen,
. Zuordnung der Qualitätskomponenten-spezifische Seetypen,
. Qualitätskomponenten-spezifische Seetypen,
. Charakterisierung der Phytoplanton-Gemeinschaft,
. Charakterisierung der Zooplankton-Gemeinschaft,
. Charakterisierung der Makrophyten-Gemeinschaft,
. Charakterisierung der benthischen Diatomeen-Gemeinschaft11,
. Charakterisierung der Makrozoobenthos11-Besiedlung,
. Charakterisierung der Fischfauna.5

Die Hauptmessstelle (HM) befindet sich an der tiefsten Stelle des Großen Seddiner Sees. Diese befindet sich im Mittelteil des Sees, wie auf der Seekarte zu sehen. Die sechs kleinen roten Punkte mit den vierstelligen Zahlen sind die Ufermessstellen, um den ökologischen Zustand zu messen. Von hier aus werden in den See hinein die Makrophyten-, Diatomeen- und Phytoplanktonvorkommen ermittelt.

Steckbrief Seddiner See II, Landesamt für Umwelt

Wie zu lesen, stammen die Zahlen aus Monitorings an der Hauptmessstelle. Im Untersuchungsjahr werden die Seen sechsmalig beprobt.5 Wichtige Kennwerte sowie der Tropieindex werden im Steckbrief als Mittelwert aufgeführt.5 Näher besprochen werden hier der Phosphor Saisonmittelwert und der LAWA-Trophieindex und die Trophiestufen.

Der jährliche Phosphor Saisonmittelwert ist zwischen 2006 und 2016 im Großen Seddiner See deutlich gesenkt worden. Der Referenzbereich nach OGewV: liegt zwischen 28-35.  2016 lagen die gemessenen Werte im Saisonmittelwert bei der Zahl 25. Die WRRL-Richtlinie schreibt vor, dass bei der Einleitung von Fremdwasser in einen Wasserkörper keine Verschlechterung des Phosphor Saisonmittelwertes eintreten darf. Leider produziert dieser gute Phosphor Saisonmittelwert im Großen Seddiner See keinen Liter Wasser.

Der LAWA-Trophieindex sank von 2006 bis 2016 von 3,7 auf 2,5. Das entspricht dem Trophieindex von e1. Was heißt LAWA und was bedeutet e1?

LAWA ist die Abkürzung für eine Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser. Die LAWA wurde 1956 gegründet, um in Deutschland einheitliche Vorgehens- und Bewertungsstrategien für Seen und Fließgewässer zu entwickeln:

. allgemeine physikalische-chemische Qualitätskomponenten
. hydromorphologische11 Qualitätskomponenten.

Im LAWA-Bericht vom August 2019 heißt es zu den hydromorphologischen Qualitätskomponenten zu Seen: „Gemäß Anhang V WRRL sollen bei Seen die „mophologischen Parameter“ von Wasserkörpern anhand der drei Komponenten (1) Tiefenvariation, (2) Struktur und Substrat des Bodens sowie (3) Struktur der Uferzone klassifiziert und unterstützend für die Bewertung herangezogen werden. Neben den morphologischen Parametern sind als wichtige Wasserhaushaltsgrößen die Wasserstandsdynamik, die Wasserneuerungszeit und die Verbindung zum Grundwasserkörper in die Betrachtung einzubeziehen“.7 Auf den LAWA-Vollversammlungen am 18./19. September 2019 und 25./26.März 2021 wurden die Qualitätskomponenten beschlossen.

Der Index Trophie beschreibt basierend auf den gemittelten Parametern Chlorophyll-a, der Sichttiefe und dem Gesamtphosphor den Tropiestatus eines Sees und damit seine Nährstoffsituation.5 In den Symbolen o, m, e1, e2, p1, p2 und h wird die Nährstoffsituation ausgedrückt. Für jedes Symbol gibt es noch eine Bezeichnung beginnend bei oligotroph11, mesotroph, eutroph111, eutroph2, polytroph 1, polytroph 211 und hypertroph. Oligotroph ist die höchste Qualitätsstufe. Hypertroph die schlechteste. Der Große Seddiner See liegt somit im „Mittelfeld“ und hat sich von 2006 bis 2016 in der Nährstoffsituation stetig verbessert. Hier die inhaltliche Ausfüllung für die im Steckbrief Seddiner See II aufgeführten Trophiestufen p1, e2 und e1:

p1

Sehr hohe Nährstoffverfügbarkeit, daher sehr hohe Biomassen an Phytoplankton, Massenentwicklungen mehrmals im Jahr möglich, Blaualgendominanz mindestens im Sommer, sehr geringe Sichttiefen (meist unter 1 m), ab Mitte des Sommers ausgedehnter Sauerstoffmangel bis zur Sauerstofffreiheit im Hypolimnon mit Schwefelwasserstoffbildung, keine Submersen.5

e2 und e1

Die Einteilung in e2 oder e1 entscheidet sich nach dem Trophieindex (e2 zwischen 3,5 bis 3,0 und e1 zwischen 3,0 und 2,5). Hohe Biomasseproduktion im Freiwasser bei guter Nährstoffverfügbarkeit, Phytoplantonbiomassen hoch, Massenentwicklungen möglich, mittlere bis geringe Sichttiefen, Übersättigung mit Sauerstoff im Epilimnion11, Untersättigung mit Sauerstoff mit zunehmender Tiefe, spärlich entwickelte submerse Makrophyten nur bis in geringe Tiefe.

Im Jahr 2019 wurden durch das Landesamt für Umwelt folgende Parameter ermittelt: Trophieindex 2,5, Trophie e1 und der Phosphormittelwert lag bei 26.12  Es beginnt sich die Nährstoffsituation zu verschlechtern.

Ich stelle die These auf, dass die Nährstoffsituation des Großen Seddiner Sees sich weiter verschlechtert.

Steckbrief Seddiner See III, Landesamt für Umwelt

Der ökologische Zustand der Oberflächengewässer wird in fünf Zustandsklassen bewertet:

sehr gut

Es gibt keine oder nur sehr geringfügige anthropogene Änderungen der Werte für die physikalische-chemischen und hydromorphologischen Qualitätskomponenten gegenüber den Werten, die normalerweise bei Abwesenheit störender Einflüsse mit diesem Typ einhergehen (Referenzbedingungen); die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten des Oberflächengewässers entsprechen denen, die normalerweise bei Abwesenheit störender Einflüsse mit dem betreffenden Typ einhergehen und zeigen keine oder nur sehr geringfügige Abweichungen an (Referenzbedingungen).5

gut

Die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten zeigen geringe anthropogene Abweichungen an, weichen aber nur in geringem Maße vom Referenzzustand ab.5

mäßig

Die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten weisen stärkere Veränderungen auf und die Biozönosen weichen erheblich vom Referenzzustand ab.5

unbefriedigend

Die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten weisen stärkere Veränderungen auf und die Biozönosen weichen erheblich erheblich vom Referenzustand ab.5

schlecht

Die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten weisen stärkere Veränderungen auf und große Teile der Biozönosen des Referenzzustandes fehlen.5

Wird ein Notendurchschnitt aus den Zahlen im Steckbrief Seddiner See III gebildet, so wird eine gute „2“ erreicht. Auch hier stelle ich fest, diese gute Durchschnittszahl produziert keinen Liter Wasser.

Das Pilotprojekt Seddiner See

Das Land Brandenburg stand im Jahr 2000 in Erfüllung der EU-WRRL-Richtlinie vor der Aufgabe, für 190 Seen den Istzustand zu ermitteln und Maßnahmen zur Erreichung der WRRL-Qualitätsvorgaben zu erarbeiten. Bei allen 190 Seen gleichzeitig Monitorings zum Istzustand durchzuführen überforderte das Land Brandenburg. Es wurde eine Auswahl getroffen. Der Große Seddiner See war nicht dabei. Die nächstgelegenen Seen, die in das Programm aufgenommen wurden, waren der Blankensee und der Schwielowsee.

Die Idee zur „Restauration“ der Seddiner Seenkette dürfte im Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH in Seddin entwickelt worden sein und wurde bei den entsprechenden Gremien im Land Brandenburg mit Interesse aufgenommen. Suchte doch das Land Brandenburg nach effektiven nicht zu kostenintensiven Seesanierungsmöglichkeiten. Die Seddiner Seenkette wurde für ein Pilotprojekt bestätigt. Das Land Brandenburg stellte 3,5 Millionen Euro Fördermittel für das Pilotprojekt zur Verfügung. Der Kähnsdorfer See wurde in das Pilotprojekt mit aufgenommen ist aber privat finanziert worden. Als Zeitraum für die Restauration wurden die Jahre 2006 bis 2009 festgelegt. Im Jahr 2005 entsprachen alle drei Gewässer der Seddiner Seenkette nicht dem Referenzzustand der LAWA-Richtlinie zur trophischen Bewertung von stehenden Gewässern. Als Restaurationsziele waren vorgegeben:

1. Die Seen sollten durch Minimierung der Phosphatkonzentration in den potentiell natürlichen tropischen Referenzzustand LAWA 1998 zurückversetzt werden.

2. Alle drei Seen sollten in den Referenzzustand eutroph 1 nach LAWA 1998 zurückversetzt werden. 

Für jeden der drei Seen der Seddiner Seenkette wurden noch seespezifische Restaurationsziele festgelegt. Hier werden nur die für den Großen Seddiner See Maßgebenden vorgestellt:

„Zwischen 1994 und 2000 schwankte der Trophieindex (LAWA 1998) zwischen 3,1 und 4,2. Der See konnte somit mit eutroph 2 bis polytrop 2 eingeschätzt werden, mit großen Schwankungen zwischen den Jahren, welches als Indiz für labile ökologische Verhältnisse angesehen werden kann.

Mit dem Beginn der Grundwassereinleitungen (1999 Südseite und 2004 Nordseite) und dem Betrieb der zweiten Peliconanlage im Jahr 2004 konnte die Trophiesituation stabilisiert werden. Der Trophieindex pendelte sich zwischen den Jahren 2000 und 2005 auf Werte zwischen 2,9 und 3,2 ein. Der See lag somit im Bereich eutroph 1 bis eutroph 2. Im Jahr vor dem Restaurationsbeginn (2005) betrug der Trophieindex 3,3 – eutroph 2.8

Trophieentwicklung im Großen Seddiner See 1994 – 20058

Das zu erreichende Ziel lautete: Erreichung eutroph 1, Flachsee mit Makrophyten.8

Im Mittelpunkt der Restauration stand die Umkehr des Eutrophierungsprozesses von einem planktontrüben Gewässer in ein makrophytendominiertes Gewässer. Dabei stand die Adsorbtion von Phosphor aus dem Seewasser und deren stabile Bindung im Seesediment im Mittelpunkt. Als Fällmittel wurden aluminiumhaltige Verbindungen gewählt. Neben dieser Hauptmaßnahme wurden innerhalb der Restauration der Seddiner Seenkette im Großen Seddiner See zwischen 2006 und 2009 noch durchgeführt:

. 2006 Besatz mit Raubfischen,
. 2006 – 2009 Entnahme von Silber- und Marmorkarpfen,
. 2006 – 2009 Belüftungsmaßnahmen,
. 2006 – 2009 Reduzierung des Erlenbestandes am Nordufer.

Ergebnisse der Restauration

Im Gliederungspunkt „Die Flora in und um die Seddiner Seenkette“ ist schon ausführlich zur Makrophytenentwicklung im Großen Seddiner See geschrieben worden und wird hier nicht wiederholt. Im Jahr 2010 ist das Fazit: „Das Restaurationsziel Flachsee mit ausgedehnten Makrophytenbeständen ist erst teilweise erreicht“.8

Bei dem Nährstoff Phosphor wird festgestellt: „Die Werte liegen unter den Grenzwerten der LAWA (1998) für den Zustand eutroph 1. Fazit: Das Restaurationsziel wurde erreicht“.8  „Das langfristige Ziel sollte die Einstellung eines Gesamtphosphorgehaltes im Großen Seddiner See im sommerlichen Mittel zwischen 20 – 25 mg Gesamtphosphor/m3 darstellen“.8 Daran haben sich heute Fremdeinleitungen von Wasser in die Seddiner Seenkette zu orientieren.

Bei den Sichtverhältnissen gibt es jahreszeitliche Schwankungen. Im Restaurationszeitraum 2006 – 2009 konnte für den gesamten Großen Seddiner See gleiche Sichtverhältnisse erreicht werden. Insgesamt konnte nur eine leichte Verbesserung der Sichttiefe im Sommer erreicht werden:

Sichttiefe Sommer 2006 0,60 m
Sichttiefe Sommer 2008 0,78 m
Sichttiefe Sommer 2009 0,90 m
Sichttiefe Sommer 2007 0,60 m

Fazit: Das Restaurationsziel konnte nur teilweise erreicht werden.8

Während der Restauration wurde eine Reduzierung des Chlorophyll-a-Gehaltes im Großen Seddiner See erreicht. Sie erreichten aber nicht den angestrebten Wert nach Vorgabe entsprechend der LAWA-Richtlinie für einen See des Typs eutroph 1 (zwischen 11 und 27 mgChl-a/m3). Fazit: Das Restaurationsziel ist teilweise errecht worden.8

Als Gesamteinschätzung der Restauration der Seddiner Seenkette wird eingeschätzt: „Es konnte festgestellt werden, dass das angestrebte Trophieziel eutroph 1 für alle drei Gewässer erreicht worden ist“.8

Trophieindex der Seddiner Seen von 2006 bis 2009

Die Zeit von 2010 bis 2020/21

In einer E-Mail vom 8. Dezember 2020 stellt der Bürgermeister der Gemeinde Seddiner See fest: „Anbei einige Informationen der letzten 15 Jahre zum Seddiner See. Ich habe mich in meiner Amtszeit im Wesentlichen auf den Gütezustand des Seddiner Sees konzentriert, obwohl ich auch ein Verfechter des Nieplitzüberleitungsprojektes war“.

In einem Dokument Zahlen und Fakten zum Seddiner See steht: „Seit 20 Jahren wird in der Gemeinde an der Verbesserung der Wasserqualität des Seddiner Sees gearbeitet……Dies alles trug dazu bei, dass die Phosphatkonzentration stark reduziert werden konnte und die EU Wasserrahmenrichtlinie eingehalten wird. Der Seddiner See gehört in Deutschland zu den 12% der Gewässer, denen das gelingt. Natürlich ist das alles mit erheblichen Kosten verbunden gewesen. So sind durch Fördermittel des Landes Brandenburg, Mittel der Gemeinde Seddiner See und privaten Mittel inzwischen über 8 Millionen Euro in den Seddiner See geflossen“.9 Dazu kann ich nur sagen: Mir fällt es schwer in die Hände zu klatschen. Trotz der Einhaltung der EU Wasserrahmenrichtlinie ist der Große Seddiner See für mich schwer krank. Ein Mensch würde auf der Intensivstation liegen.

Zum Abschluss dieses Gliederungspunktes ein Vergleich von Daten aus dem Abschlussbericht „Ergebnisse der Restauration der Seddiner Seenkette zwischen 2006 und 2009“ und dem letzten „Monitoring Großer Seddiner See für das Untersuchungsjahr 2019“ soweit vergleichbar als Mittelwerte. Jeweils für das Hauptbecken (ohne Wildenbrucher Bucht/Ostbecken und Seddiner Bucht/Westbecken):

2009/102019
Temperatur2,6/23,4 oC (2)
Sauerstoff86 % und 133 % (3)
pH-Werte 9,54 (4)
Leitfähigkeit
Sichttiefe 0,9 m (1) 1,35 m (1)
Chlophyl a-Gehalt26 mg/m312,75 mg/m3 (5)
Phosphor20 mg/m3 31,4 mg/m3 (6) 
Phosphor1,621 mg/l (7)
Chlorid53 mg/l und 60 mg/l (8)
Trophieindex3,0

(1)   Sommerliche mittlere Sichttiefe.

(2)   Schwankungsbreite 2,6 oC im Januar und 23,4 oC im Juni 2019 = ungeschichteter Flachsee.

(3)   Die Sauerstoffsättigung an der Oberfläche schwankte zwischen 86 % im September und 133 % im Juli. Die Schwankungsbreite im Tiefenwasser lag zwischen 75 % im Juni 131 % im Juli.  

(4)  Mittlerer sommerlicher pH-Wert.

(5)  Nach dem Chlorophylgehalt a-Gehalt handelt es sich beim Großen Seddiner See um einen eutrophen See.

(6)  Jahresmittelwert im Oberflächenwasser. Der Jahresmittelwert im Tiefenwasser betrug 35,3 mg/m3.

(7)  Jahresmittelwert im Oberflächenwasser. Der Jahresmittelwert im Tiefenwasser liegt bei 1,719 mg/l. Kein großer Unterschied zwischen Oberflächen- und Tiefenwasser. Typisch für einen eutrophen See.

(8)  Seit der Fällung im Zeitraum 2006 – 2009 deutlich gesunken.

Der Große Seddiner See ist ein typischer eutropher Flachsee. Die langsame Zunahme der Nährstoffgehalte deutet die Rückkehr der Eutrophierung an. 10

1 wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki//Limnologie
2 Siehe auch meine Ausführungen im Gliederungspunkt „Die Bauern und die Seenkette“
3 Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik.
4 Nach Wikipedia Richtlinie_2000/60/EG (Wasserrahmenrichtlinie) und
5 Landesamt für Umwelt, Referat W 14, Steckbriefe zum Großen Seddiner See
6 Aus der Präsentation des Landesamtes für Umweltschutz, Referat W 14 „Der Seddiner See: Problematik Wasserhaushalt aus der Sicht der Gewässergüte“ auf einer Tagung am 13. Februar 2020 in der Heimvolkshochschule Seddiner See.
7 August 2019, LAWA Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Länder, Seite 4.
8 Aus Ergebnisse der Restauration der Seddiner Seenkette zwischen 2006 – 2009, Gliederungspunkt 2.3 Restaurationsziel Großer Seddiner See, mit freundlicher Genehmigung des Bürgermeisters der Gemeinde Seddiner See verwendet.
9 Aus einem Positionspapier der Gemeinde Seddiner See, Stand März 2021.
10 Fazit des Monitorings aus dem Jahr 2019.
11 Fremdworterklärungen siehe Homeseite untere Leiste Quellenangaben.
12 Die Daten sind enthalten in der Präsentation des MLUK auf einer Fachkonferenz „Die Seddiner Seen: sinkende Wasserstände, ökologische Folgen und Strategien für ein nachhaltiges Wassermanagement“ am 4. November 2021
13 Kommunale Abwasserbeseitigung im Land Brandenburg, Lagebericht 2019.

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