Regional zu wenig Wasser, was ist zu tun?

Wir haben nicht insgesamt zu wenig Wasser, sondern regional. Neben Maßnahmen in den regional betroffenen Gebieten wird der Blick über den Tellerrand zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Seit 1881 werden die Regenmengen, die über Deutschland jährlich niedergehen statistisch erfasst.

Niederschlag auf Deutschland als mittlerer Jahreswert 1881 bis 20211

Ich komme bei einer Analyse dieser Statistik zu dem Ergebnis, dass auf Deutschland im langjährigen Durchschnitt gleichbleibend Niederschlag fällt. Der Klimawandel wirkt sich bis jetzt nicht auf die jährlichen Niederschlagsmengen aus. Die Niederschlagsschwankungen, die die Grafik zeigt, sind naturbedingt und verteilen sich auf den gesamten Zeitraum. Der Klimawandel verschiebt offensichtlich „nur“ die Niederschlagskoordinaten. Das Land Brandenburg gehört jetzt zu den Regionen in Deutschland, die mit weniger Niederschlag auskommen müssen. Im Ländervergleich liegt das Land Brandenburg auf dem vorletzten Platz. Nur Sachsen Anhalt rangiert hinter Brandenburg.2 Diese Erkenntnis zwingt zur Suche nach neuen Strategien im Umgang mit dem Wasser im Allgemeinen in Deutschland und im Besonderen in unserer Region.

Noch einmal einige „Wasserzahlen“ aus dem Land Brandenburg. Konservativ nach unten gerechnet werden pro Jahr etwa 200 Millionen m3 Grundwasser im Land Brandenburg gefördert. Dieses Wasser wird nach der Verwendung zu Brauch- bzw. Abwasser. Nach einer Grundreinigung in den Klärwerken wird es weiter gereinigt durch die sogenannte „fließende Welle“ in Flüssen auf dem Weg in die Nord- oder Ostsee, wo es „endgelagert“ wird. Das sind in 5 Jahren immerhin 1 Milliarde m3!!! Ausreichende Mengen an Niederschlag und nachfolgender Grundwasserneubildung, die die Grundwasserentnahmen wieder ausgleichen, gibt es im Land Brandenburg nicht. Im Jahr 2021 lag die deutschlandweite Niederschlagsmenge sogar über den langjährigen Mittelwerten. Beim Wasservolumen des Großen Seddiner Sees hat sich dies nicht ausgewirkt. Die tiefsten gemessenen Seespiegelwerte waren im Jahr 2020 und 2021 mit 37,67 NHN gleich. Vermutlich wird sich die Differenz zwischen gefördertem Grundwasser und jährlicher Niederschlagsmenge weiter erhöhen. Die Wissenschaft prognostiziert aus dieser sich weiter öffnenden Schere für das Gebiet der Seddiner Seen eine mögliche weitere Grundwasserabsenkung von bis zu 1,5 m bis zum Jahr 2050. Da die Seddiner Seen bisher vorwiegend aus dem ersten zusammenhängenden Grundwasserleiter gespeist werden, könnte diese Prognose tödlich für die Seddiner Seen sein.

Hier setzt mein Hauptrettungsvorschlag an, indem Brauch- oder Abwasser „vor Ort“ soweit gereinigt wird, dass es bedenkenlos wiederverwendet werden kann. Es ist teilweise „Neuland“, was mit meinem Hauptrettungsvorschlag betreten wird. Darum ist mein Hauptrettungsvorschlag ein Pilot- und Forschungsprojekt. Solch eine Wasseraufbereitungsanlage kann wesentlich mehr als nur eine Grundreinigung durchführen wie es in den jetzigen Klärwerken Standard ist. Mit solchen Wasseraufbereitungsanlagen können in meiner Einschätzung gleichzeitig mehrere Ziele verfolgt werden. Mir ist aber auch bewusst, dass die Zukunft nicht in solchen flächendeckenden Wasseraufbereitungsanlagen liegt. Solche Anlagen gezielt eingesetzt, könnten aber auch den einen oder anderen Brandenburger See vor dem Tod retten.

Für das Land Brandenburg wurde ein „Landesniedrigwasserkonzept Brandenburg“ erarbeitet. Der Entwurf wurde am 15. Februar 2021 durch den Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, Herrn Axel Vogel, in einer Pressekonferenz vorgestellt.3 Zu den naturräumlichen Bedingungen wird ausgeführt:

  • Geringes Eigendargebot der Einzugsgebiete Elbe und Oder (geringe Niederschläge),
  • Hohe Verdunstungsraten auf großen Wasserflächen zunehmend auch im Frühling und Winter,
  • Geringes Speichervermögen sandiger Böden (durchlässige Grundwasserleiter),
  • Verschärfung durch Bodenentwässerung, Oberflächenwasser- und Grundwasserentnahmen und Bergbaueinfluss.3

Hier wieder ein Naturgleichgewicht herzustellen wird mindestens als eine Generationsaufgabe gesehen. Anders ausgedrückt, die Selbsterziehung von uns Menschen mit einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Naturprodukt Wasser wird Zeit dauern. Diese Sichtweise hat einen Nachteil: sie suggeriert, dass es schnelle Lösungen nicht gibt. Sie führt auch zu Zögerlichkeiten bei dem Umgang mit Innovationen. Das Betreten von „Neuland“ ist mit einem zähen Ringen verbunden.

Im Zeitalter des Klimawandels ein landesweites Wasserregularium aufzubauen, halte ich ebenfalls für dringend notwendig. Erste wissenschaftliche Denkansätze gibt es in Deutschland. Zum Beispiel der Vorschlag aus der Wissenschaft, in einem unterirdischen Rohrleitungssystem Wasser von der Oder oder der Elbe in Richtung Spree(stausee) zu pumpen, um eine höhere Wasserstabilität zu erreichen. Wenn Erdöl oder Erdgas über Tausende von Kilometern transportiert wird, sollte das auch mit Wasser möglich sein. Hier hat die Wissenschaft ein „weites Feld“ mit Blick auf ganz Deutschland. Ein noch nicht erschlossenes Forschungsgebiet in meiner Einschätzung.

Der jährliche Monsun wird in einigen asiatischen Ländern jedes Jahr mit Sorge erwartet. Ein singalesischer König hat aus der Not eine Tugend gemacht indem er das Wasser des jährlichen Monsuns landesweit speichern ließ. Dazu hat er ein landesweites Speichersystem entwickelt und errichten lassen. Seitdem sind im ehemaligen Ceylon, dem jetzigen Sri Lanka, drei Reisernten im Jahr möglich anstatt zwei. Sri Lanka muss kein Reis einführen.

Für die Errichtung der von mir vorgeschlagenen Wasseraufbereitungsanlage wünsche ich mir von den Genehmigungsbehörden eine in die Zukunft gerichtete Herangehensweise. Von der Politik unterstützenden Mut. Zumal das benötigte Geld, ich rechne mit einem zweistelligen Millionenbetrag jenseits von fünfzig Millionen, privat aufgebracht werden soll. Kein Steuergeld , keine Fördermittel.  Nur wer wagt gewinnt!  

1 Quelle Bernd Hussing: www.bernd-hussing.de
2 Daten Deutscher Wetterdienst aus dem Jahr 2017.
3 Veröffentlicht vom Landesamt für Umwelt 2021.

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